606 XXXVI. Sechsgliedrige Heterocyclen mit fünf C-Atomen.
Bei der Oxydation der Chinolinderivate erweist sich der Benzol
kern meist als weniger beständig als der Pyridinkem. Es zeigt dies
das Beispiel des Chinolins selbst, dessen Benzolkem bei der Oxydation
zu Pyridindicarbonsäure (S. 600) zerstört wird. «-Methylchinolin gibt
indes durch Oxydation Acetyl-o-Aminobenzoesäure:
Oxydationsgesetzmäßigkeiten bei Chinolinderivaten: v. Miller,
B. 23, 2252; 24, 1900; ferner M. 12, 304.
Der Pyridinkern des Chinolins ist leichter hydrierbar als der
Benzolkern, z. B. durch Zinn und Salzsäure.
Man bezeichnet die drei Wasserstoffatome des Pyridinkerns,
vom Stickstoff aus gezählt, mit a, ß und y, die vier Wasserstoff
atome des Benzolkerns mit o, m, p und a (Ana); oder auch
erstere mit Py-1, -2, -3, letztere als B-l, -2, -3, -4 (Baeyer,
B. 17, 960). Da keines dieser Wasserstoffatome zu einem anderen
symmetrisch gebunden ist, so sind der Theorie nach je sieben
Monoderivate des Chinolins möglich. Tatsächlich sind sieben
Chinolinmonocarbonsäuren dargestellt.
Die Stellung der Substituenten ergibt sich: a) aus der Natur
des durch Oxydation entstehenden Produkts (z. B. gibt eine B-Chinolin-
carbonsäure [d. h. eine solche, deren Carboxyl an den Benzolkem
gebunden ist] Pyridin di carbonsäure, eine Py-Carbonsäure hingegen
[Carboxyl an den Pyridinkem gebunden] Pyridin t r i carbonsäure);
b) aus der Synthese der betreffenden Verbindung. Das aus o-Toluidin
nach der Skraup sehen Synthese (s. o. Bildungsw. 2) entstehende Methyl
chinolin muß z. B. eine B-l-Verbindung sein:
während das m-Toluidin ein B-2- oder B-4-, das p-Toluidin ein B-3-
inethylchinolin („Toluchinolin“) liefern muß.
Im Gegensatz zum Pyridin, welches bei der Hydrierung immer
sechs Wasserstoffatome addiert, nimmt Chinolin zunächst nur vier
Wasserstoffatome auf (vgl. Benzol und Naphtalin); hierbei verliert der
Pyridinkern seinen K aromatischen“ Charakter, denn Tetrahydrochinolin
verhält sich wie ein fett-aromatisches, sekundäres Amin, etwa wie
Monomethylanilin (vgl. Tetrahydronaphtylamine). Durch energische
Beduktion kann Tetra- in Dekahydrochinolin übergeführt werden;
hierbei verschwindet auch der aromatische Charakter des Benzolkerns
völlig, derart, daß Dekahydrochinolin (wie Piperidin) die Eigenschaften
eines sekundären, rein aliphatischen Amins zeigt.
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