Full text: Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie

Optische Aktivität. 
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Ablenkungswinkel n auf die Länge eines Dezimeters durchlaufener 
Schicht und auf ein Gramm aktiver Substanz in 1 ccm Lösung 
(= p/ 100 . d, wobei d = spezifisches Gewicht der Lösung), so erhält 
man das „spezifische Drehungsvermögen“ der Substanz: 
[«] = 
100.a 
l .p.d 
Größe: 
Als molekulares Drehungsvermögen [Ai] bezeichnet man 
1 J 100 
(Ai ist das Molekulargewicht der betreffenden Substanz.) 
Dieses spezifische Drehungsvermögen ist für jede Substanz in 
einer Lösung von gegebenem Lösungsmittel, Gehalt und Wärme 
grad meist konstant und charakteristisch nach rechts (-)-) oder 
links (—) gerichtet. Es nimmt mit steigender Temperatur in 
der Regel ab, mit wachsender Verdünnung zu. Ferner ist es 
unter anderem auch von der Art des Lösungsmittels abhängig. 
So drehen Asparagin und Asparaginsäure in alkalischer Lösung 
nach links, in saurer nach rechts. Rechtsweinsäure dreht mit zu 
nehmender Konzentration der Lösung stets weniger nach rechts, und 
bei 100 Proz., d. h. in geschmolzener Form, zeigt sie Linksdrehung. 
Das spezifische Drehungsvermögen wird meist für gelbes 
Natriumlicht {Fraunhofer sehe D-Linie) angegeben und als [os]d 
bezeichnet. Durch rechnungsmäßige Eliminierung des Einflusses 
des Lösungsmittels (.Landolt) gelangt man zur „wahren spezi 
fischen Rotation“. 
Die optischen Erscheinungen erleiden zuweilen eine Kompli 
kation durch Auftreten der sog. „Mehrdrehung“ oder „Weniger 
drehung“ („Bi- oder Multirotation“, besser „Mutarotation“). 
Siehe Traubenzucker und Milchzucker. 
Viele optisch aktive Substanzen kommen in verschiedenen 
Modifikationen vor, einer rechtsdrehenden, einer ebenso stark 
linksdrehenden und einer inaktiven, welche durch Ver 
einigung gleicher Mengen der „optischen Antipoden“ entsteht 
und in diese spaltbar ist (sog. „racemische Form“). Gewisse 
aktive Substanzen, z. B. die Weinsäure (s. d.), existieren überdies 
in einer nicht spaltbaren inaktiven Form. Bei der synthetischen
	        
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