Full text: Theorien der Chemie

zu derjenigen der Links-Säure, durch Lipase nach Dakin 1 ). Eine sehr 
merkwürdige Entdeckung hat Waiden gemacht * 2 ). Sie kann durch folgendes 
Schema dargestellt werden. 
(PC1 5 ) 
1 — a Chlorbernsteinsäure ^Z* d — Äpfelsäure 
... m I (KOH) _ 
( gsO)| (p Cls ) | Ag2 ° 
1 — Äpfelsäure *Z* d — « — Chlorbernsteinsäure. 
('KOH) 
Aus der links - <x - Chlorbernsteinsäure kann man durch Einwirkung 
von Basen das Chlor abspalten und durch Hydroxyl ersetzen, wodurch Äpfel 
säure entsteht. Das eigentümliche ist, daß einige Basen (wie Hydroxyde 
von Ag, Hg, Pd und einwertigem TI) links-Äpfelsäure ergeben, andere da 
gegen (wie die Hydroxyde von Alkalimetallen, einschließlich NH 3 , von Ba, 
Cu, Cd, Pb und Sn) rechts-Äpfelsäure. Man kann ebenfalls von rechts-a- 
Chlorbernsteinsäure ausgehen und erhält dabei sonderbarerweise mit den 
erstgenannten Basen z. B. Ag 2 0 rechts-Äpfelsäure, mit denjenigen der 
zweiten Gruppe z. B. KOH dagegen links-Äpfelsäure. Das Schema zeigt 
auch, daß man mit Hilfe von abwechselnden Chlorierungen und Hydro 
xylierungen mit Phosphorpentachlorid und Silberoxyd einen Kreisgang aus 
führen kann in der Umwandlung der Chlorbernsteinsäuren und Äpfelsäuren. 
Brombernsteinsäure verhält sich in ähnlicher Weise. Emil Fischer 3 ) hat 
ähnliche Prozesse studiert, wie die Umwandlung der Alanine in Brompro 
pionsäuren durch Nitrosylbromid und dann zurück mit Hilfe von Ammoniak. 
Man nimmt an, daß instabile Zwischenprodukte das eigentümliche Resultat 
veranlassen, jedoch ist die Sache nicht damit aufgeklärt. Ostwald meint 4 ), 
daß die künftige Aufklärung eine erhebliche Erschütterung oder Verände 
rung der herrschenden stereochemischen Anschauungen herbeiführen wird, 
wahrscheinlicher ist wohl, daß eine neue mit diesen Anschauungen über 
einstimmende Hilfshypothese zur Erklärung der „Waldenschen Umwand 
lung“ nach näherer Durchforschung ausgebildet werden wird. 
Kehren wir jetzt zu unseren „ungesättigten“, dem Kohlenoxyd CO 
analogen Verbindungen zurück. Es ist lange bekannt, daß Schwefel mit 
Wasserstoff zu Schwefelwasserstoff H 2 S, mit Sauerstoff zu den Oxyden S0 2 
4 ) Dakin, Journal of physiology 39, 253, 1903, 32, 199, 1905. 
2 ) Waiden, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 30, 3146, 
1897, 32, 1833, 1899. 
3 ) Emil Fischer, Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 40, 
489, 1907 
4 ) Ostwald: Leitlinien der Chemie S. 153. 1906. 
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