Full text: Theorien der Chemie

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Die Anzahl der Gasmoleküle, die in einer Sekunde hinausfliegen, ist ihrer 
Geschwindigkeit proportional, d. h. bei gegebener Temperatur und bei 
gleicher Molekülzahl in V (gleichem Druck) umgekehrt proportional der 
Quadratwurzel aus dem Molekulargewicht oder der Dichte, d, des Gases. 
Folglich ist die Ausflußzeit, während der Druck von H auf h sinkt, dieser 
Wurzel proportional — vgl. folgende Tabelle von Graham (1846). 
Fig. 17. 
Gas 
)[ d 
Ausflußzeit 
Gas 
yd 
Ausflußzeit 
H 2 
0,263 
0,276 
Luft 
1 
1 
CH 4 
0,745 
0,753 
0 2 
1,051 
1,053 
C 2 H 4 
0,985 
0,987 
co 2 
1,237 
1,203 
n 2 
0,986 
0,986 
Auch für die Ausströmungsgeschwindigkeit eines Gases in einen gas 
erfüllten Raum gilt dasselbe Gesetz, wie Bunsen festgestellt hat. 
Aus dem Ausdruck für u ist ersichtlich, daß die Moleküle bei höherer 
Temperatur größere Geschwindigkeit haben. Angenommen, wir hätten in 
einem Gefäß von unveränderlichem Volumen ein Mol eines einatomigen 
Gases eingeschlossen, d. h. eines Gases, dessen Moleküle aus einzelnen 
Atomen bestehen, wie z. B. Quecksilber. Wenn dem Gas dann eine Wärme 
menge zugeführt wird, so verwandelt sie sich vollständig in die kinetische 
Energie der Gasmoleküle. Wenn die Moleküle des Gases aus zwei oder 
mehr Atomen bestehen, so kann ein Teil der zugeführten Energie dazu ver 
wendet werden, den Abstand der Atome voneinander entgegen ihrer An 
ziehung zu vergrößern, oder ihre Umdrehungsgeschwindigkeit um ihr Gravi 
tationszentrum zu vermehren. Wir wollen vorderhand unsere Aufmerksam 
keit auf einatomige Moleküle beschränken. Die Energie, die zugeführt 
werden muß, um 1 g einer Substanz bei konstantem Volumen um 1° zu er 
wärmen, heißt spezifische Wärme bei konstantem Volumen und wird ge 
wöhnlich durch das Symbol c v dargestellt. Die Erwärmung eines Mols 
eines einatomigen Gases von 0° C auf die Temperatur t verbraucht die 
Energie Mc v t und vermehrt die Geschwindigkeit der Moleküle von u 0 
(bei 0°) auf ut, mit einer entsprechenden Vermehrung der kinetischen 
Energie um M (u 2 t —u 2 0 ). Wir haben also: 
Mc v t = -^ M (u 2 t — u 2 0 ). 
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Wenn wir andrerseits dasselbe Gas bei konstantem Druck erwärmen, 
so erhalten nicht nur, genau wie im vorhergehenden Falle, die Moleküle
	        
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