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dieser Einwand ist Stoneys Ideen entgegengehalten worden. Stoney 1 )
weist darauf hin, daß die Menge Helium, die die Quellen zu Tage för
dern, etwa 3000 mal so groß ist als sie sein könnte, wenn das Helium
aus der Luft absorbiert wäre. Wenn es nicht aus der Luft ebenso schnell
abströmte, wie es ihr zugeführt wird, so müßte es in weit größerer Menge
darin enthalten sein, als was wir beobachten (etwa ein Millionstel des ge
samten Volumens). Wenn gar kein Helium die Erde verließe, so müßte
die Luft 3000 mal mehr davon enthalten, als tatsächlich.
Die molekulare Geschwindigkeit des Heliums ist bei 0°C 1,12 km,
etwa der zehnte Teil der kritischen Geschwindigkeit der Erdatmosphäre.
Die Temperaturbeobachtungen in den oberen Schichten der Erdatmosphäre
scheinen darauf hinzudeuten, daß von einer bestimmten Höhe ab die
Temperatur nur noch langsam sinkt. Die höchsten Schichten haben wahr
scheinlich wieder eine höhere Temperatur, in der Nachbarschaft fester
Teilchen von kosmischem Staub mag sie, auf der Sonnenseite, sogar bis
50 und 60° C steigen. Selbst bei dieser Temperatur würden die Helium
moleküle sehr langsam aus unserer Atmosphäre entweichen, weniger als
1 cbmm (bei 0° und 76 cm) in einem Jahr, so daß man sie praktisch
als an die Erdatmosphäre gebunden betrachten kann. Nach einer Be
rechnung von Cook * 2 ) würden bei 5°C im Jahr 10- 10 cm 3 * Helium —
gemessen bei Atmosphärendruck — entweichen. Cook schließt daraus,
daß das Helium entwichen sein muß, als die Erde noch ein Gasball von
viel geringerer Dichte und höherer Temperatur als jetzt war, entsprechend
etwa der heutigen Beschaffenheit des Jupiter. Dieser Schluß müßte
durch eine Untersuchung gestützt werden, die zeigte, daß die ganze Menge
Helium, die seit Abschluß jener Periode von den Quellen zu Tage ge
bracht ist, nicht größer als die jetzt in der Luft vorhandene Helium
menge gewesen ist.
Stoneys Hypothese bedarf, wie aus diesen Betrachtungen hervor
geht, noch einer weit besseren Durchbildung, als sie jetzt besitzt 3 ). Aber
sie gibt eine verlockend einfache Erklärung der Tatsache, daß die Dichte
der Atmosphären der Himmelskörper im allgemeinen mit ihrer Masse zu
nimmt. So scheinen der Merkur und die Planetoiden dem Mond darin
zu gleichen, daß ihnen eine Atmosphäre fehlt; der Mars hat eine sehr
dünne Lufthülle, die Venus etwa die gleiche wie die Erde, und die großen
x ) Stoney, Astropliysical Journal 7, 25, 1898, 9, 1, 1899; 11, 251 u. 357,
1900; Nature 61, 515, 1899.
2 ) Cook, Nature 69, 487, 1904.
3 ) Vgl. v. Smoluchowski, Phys. Z. 2, 307, 1901 und Rogovsky,
Astrophys. Journal 14, 234, 1901.