Full text: Theorien der Chemie

Wassers wächst. Der Vorgang ist also ein typisches Beispiel chemischer 
Massenwirkung. Ein anderes Beispiel dieser Wirkung erblickte er in der 
Verwitterung der Gesteine, z. B. des Feldspates, der durch so schwache 
Säuren wie Kohlensäure und Wasser zersetzt wird, während man bei der 
gewöhnlichen Laboratoriumsarbeit die stärksten chemischen Agenzien an 
wenden muß, um ihn zu zerlegen. Es ist die große Masse der Kohlensäure 
und des Wassers, die aus der Luft während geologischer Zeiträume immer 
neu zugeführt werden, die diese merkwürdige und für den Ackerbau 
so wichtige Wirkung hervorbringt. Ferner behandelte Rose die Zer 
legung der Antimon-,Wismut- und Quecksilbersalze und zeigte, daß das 
Wasser hier als Base wirkt und mit den schwachen Basen dieser Salze 
in Wettbewerb tritt, wobei die Säuren entsprechend den relativen Massen 
verteilt werden. 
Schon im 18. Jahrhundert hatte Marggraf beobachtet, daß der 
„schwefelsaure Baryt“ durch Zusatz eines Alkalikarbonates teilweise in 
„kohlensauren Baryt“ und Alkalisulfat umgewandelt werden kann. Diese 
Reaktion kann auch, wie man wohl wußte, in entgegengesetzter Richtung 
durchgeführt werden, derart, daß Alkalisulfat auf Bariumkarbonat ein 
wirkt und Bariumsulfat und Alkalikarbonat entstehen. Dieses Beispiel der 
Massenwirkung wurde von Dulong und Rose näher studiert, aber erst 
Malaguti gab die vollständige Erklärung des Vorgangs. Er studierte noch 
andere ähnliche Umsetzungen, z. B. von BaHP0 4 und K 2 C0 3 , BaC0 3 und 
Na 2 Cr0 4 . Er bemühte sich zu zeigen, daß das Gleichgewicht unabhängig 
von der Art ist, wie die Salze gemischt werden, z. B. war das Endergebnis 
das gleiche, ob er von BaC0 3 und K 2 S0 4 (und einer gegebenen Menge 
Wasser) ausging, oder von BaS0 4 und K 2 C0 3 , vorausgesetzt, daß er äqui 
valente Mengen anwandte. Malaguti löste auch zwei Salze, z B. Kalium 
acetat und Bleinitrat, in Wasser auf und fällte sie durch Zusatz von Al 
kohol. Er fand, daß der Niederschlag bis zu 92 o/o aus dem reziproken 
System, Kaliumnitrat und Bleiacetat, bestand, in das sich das erste um 
gewandelt hatte. Löste er die zwei letzten Salze auf und schlug sie nieder, 
so fand er, daß 9% umgewandelt waren. Offenbar hätte er 8 o/o finden 
müssen. Dann wäre das Endergebnis vom Ausgangspunkt unabhängig 
gewesen. 
Im Jahre 1853 sprach Malaguti den grundlegenden Gedanken 
aus, daß das Gleichgewicht darin besteht, daß zwei entgegengesetzte Vor 
gänge mit derselben Geschwindigkeit verlaufen. Bringen wir z. B BaS0 4 
und eine Lösung von K 2 C0 3 zusammen, so bilden sich zunächst BaC0 3 
und K 2 S0 4 mit einer gewissen Geschwindigkeit, aber aus den K 2 S0 4 - und 
BaC0 3 -Molekülen wird rückwärts wieder das ursprüngliche System K 2 C0 3
	        
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