Full text: Theorien der Chemie

acetat und Wasser genügend lange aufeinander einwirken, so wandeln sie 
sich zu einem Drittel in Alkohol und Säure um. Dies drückt die Gleichung aus 
C 2 H 5 OH + CH 3 COOH *ziCH 3 COOC 2 H 5 + H 2 0. 
Der Fortschritt der Reaktion wurde verfolgt, indem die jeweilig vor 
handene Säuremenge durch Titration festgestellt wurde. Der Grenzwert, 
dem der Prozeß zustrebt, ist bei verschiedenen Alkoholen und Säuren nahezu 
derselbe, er schwankte in dreißig verschiedenen Kombinationen nicht mehr 
als zwischen 61,3 und 72% der angewandten Alkohol- und Säure-Menge. 
Die Geschwindigkeit der Reaktion erwies sich als abhängig von der Kon 
zentration der reagierenden Stoffe, und die Verfasser kamen zu dem richtigen 
Schlüsse, daß sie — wenigstens im Beginn des Prozesses — dem Produkt der 
beiden Konzentrationen proportional ist. Als Verdünnungsmittel wurden 
Benzol und Aceton angewandt. Auch Reaktionen im Gaszustand wurden 
untersucht. 
Der Einfluß der Temperatur auf die Reaktionsgeschwindigkeit tritt 
stark hervor, so ist sie bei 100° etwa 500 mal größer als bei 8° C. Andrer 
seits hat der Druck zwischen 1 und 80 Atm. auf die Reaktionen in Flüssig 
keiten keinen merklichen Einfluß 1 )- Bei Anwendung größerer Alkohol 
mengen auf ein Äquivalent Essigsäure wächst die umgesetzte Menge letzteren 
Stoffes, und wenn der Alkohol fünfzigmal das Äquivalent der Säure beträgt, 
so ist diese, bei erreichtem Gleichgewicht, praktisch vollständig umgewandelt. 
Eine andere Reaktion, bei der zwei Stoffe aufeinander wirken und 
beide bei der Reaktion verbraucht werden, ist die Verseifung von Äthyl 
acetat durch eine Base, wie Natriumhydroxid. Dieser Prozeß ist praktisch 
unbegrenzt, so daß die ganze Menge entweder des Esters oder des Natrium 
hydroxides nach der Formel umgesetzt wird. 
NaOH + CH 3 COOC 2 H 5 = C 2 H 5 OH + + CH 3 COONa. 
Dieser Vorgang läßt sich durch Titration der noch vorhandenen Basen 
mengen leicht verfolgen. Er ist zum ersten Male von War der 2 ) im Jahre 
1881 untersucht worden. Die Untersuchung konnte sich nur auf schwache 
Lösungen (0,05 normal oder weniger) erstrecken, weil nur hier die Reaktion 
genügend langsam verläuft, um meßbar zu sein. Die Reaktionsgeschwindig- 
dx • t 
keit —ist proportional der Konzentration der Base (A—x) und der des 
Esters, die ebenfalls (A—x) beträgt, wenn die Substanzen in äquivalenten 
Mengen angewandt werden. Die Reaktionsgeschwindigkeit ist daher 
-£= K 
X ) Vgl. Rothmund, Zeitschr. f. phys. Ch. 20, 168, 1896. 
2 ) Warder, B. Ber. 14, 1361, 1881.
	        
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