Full text: Theorien der Chemie

Der Vorgang ist also dadurch gekennzeichnet, daß die reagierenden 
Atomgruppen beständig den Platz wechseln. Analog nahm er an, daß in 
einer Menge Salzsäure, HCl, ein H-Atom nicht ständig mit demselben Cl- 
Atom verbunden ist, sondern daß ein fortwährender Austausch stattfindet. 
Diese Erklärung durch Zwischenprodukte, die Williamson für die 
Bildung des Äthyläthers gab, ist für den Mechanismus der katalytischen 
Prozesse im allgemeinen angenommen worden. Clausius arbeitete 1857 
eine Hypothese zur Erklärung der Stromleitung im Elektrolyten aus, die 
der Williamson sehen Hypothese des Atomaustausches zwischen den Mole 
külen analog war, indem sie einen beständigen Austausch der Ionen zwischen 
den Molekülen eines Elektrolyten annahm. Clausius wies darauf hin, daß 
gleichzeitig wahrscheinlich nur sehr wenige Moleküle ihre Ionen mit den 
Ionen anderer Moleküle austauschen. 
Bei der Katalyse sind in den meisten Fällen Säuren oder Basen, oder 
richtiger, wie wir unten sehen werden, die für sie charakteristischen Ionen 
H und OH wirksam. Man kennt wohl auch andere katalytisch wirksame 
Ionen wie J, CN und CraOi 1 ), sie sind aber von untergeordneter Bedeutung. 
In der Natur haben die Fermente, wie Lab, Pepsin, Trypsin, Lipasen (fett 
spaltende Fermente), die Zuckerarten und Glycoside spaltenden Fermente, 
in der organischen Chemie gewisse Salze besonders von Aluminium und 
Mangan sowie fein verteiltes Platin * 2 ), eine außerordentlich große Bedeutung. 
Spuren von Wasser sind auch für viele Reaktionen von ungeheurer Be 
deutung 3 ). Die Wirkung von Wasserdampf wird häufig darauf zurückgeführt, 
daß unsichtbare Wassertröpfchen sich bilden, in welchen die reagierenden 
Körper sich auflösen. Ähnlich wirkt Platin und bei vielen Gasreaktionen die 
Gefäßwände unzweifelhaft durch Kondensation der reagierenden Körper auf 
ihre Oberfläche. Infolgedessen wollen viele Arbeiter auf dem Gebiete der 
Kolloid-Chemie die Reaktionen der kolloidalen Körper durch Oberflächen 
wirkung erklären. 
Eine theoretische Arbeit von größter Wichtigkeit wurde von den 
0 Vgl. Bredig, Biochemische Zeitschrift 6, 292, 296 und 297, 1907. 
2 ) Vgl. Bredig und Müller v. Berneck, Zeitschr. f. phys. Ch. 31, 
258, 1899. 
3 ) Dixon, Trans Roy. Soc. 175, 617, 1881, Journ. chem. Soc. 49, 94 und 
384, 1886. Baker, Journ. chem. Soc. 61, 728, 1892; 65, 611, 1894.
	        
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