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norwegischen Forschern Guldberg und Waage 1 ) vollbracht, die den Ver
such machten, alle Gesetze der Reaktionsgeschwindigkeit und des che
mischen Gleichgewichts theoretisch abzuleiten. (1864, 1867, 1879). Ihre
Anschauungsweise war der von Berthollet nahe verwandt, aber sie formu
lierten die Fragestellung klarer. Wenn zwei Stoffe A und B miteinander
reagieren, so ist, bei konstanter Temperatur, die Reaktionsgeschwindigkeit
v = kC A C B
wo Ca und Cb die Konzentrationen der beiden Stoffe bedeuten, und k eine
Konstante ist, die mit der Temperatur wächst. Wenn durch die Reaktion
zwischen A und B die Substanzen E und F nach der chemischen Gleichung
A + B»I^E + F
gebildet werden, so tritt nach einiger Zeit ein Gleichgewicht ein, dadurch
gekennzeichnet, daß die entgegengesetzten Reaktionen gleiche Geschwindig
keit haben, so daß:
kCAC B = k 1 Ce Cf
Reagieren mehrere Körper A, B. . . .D, so daß andere Körper E, F
.... L daraus entstehen, so erhält man die Formel
kCA. Cb . . . . Cd = kC e . Cf . , . . Cl
Von diesen können zwei z. B. A und B gleich sein, wenn zwei gleiche
Moleküle miteinander reagieren. Ca Cb geht dann über in Ca 2 . Z. B. wenn
Jodwasserstoff in Wasserstoff und Jod zerfällt nach der chemischen Gleichung
2HJ *^H 2 + J 2
so verlangt das Guldberg-Waage sehe Gesetz, daß
kC 2 Hj= k x CH2 • Cj 2
Natürlicherweise kann man k:k x mit einer anderen Konstante K er
setzen.
In ähnlicher Weise verfährt man, wenn mehr als zwei, z. B. drei Mole
küle miteinander reagieren, wie bei dem Zerfall von Ammoniak nach der
Gleichung
2NH 3 *-^3H 2 + N 2
für welchen Fall das Guldberg-Waagesche Gesetz verlangt, daß
kC 3 ^H3= C h 2 • Cn 2
Diese Formeln gelten für homogenes Gleichgewicht. Wenn sich bei der
Reaktion ein fester Körper ausscheidet, wenn z. B. E ein Niederschlag ist,
x ) Guldberg und Waage, Untersuchungen über die chem. Affinität,
Ostwalds Klassiker No. 104.
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