Full text: Theorien der Chemie

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Atome durch Stöße zu lockern. Die photochemischen Prozesse sind in 
ihrer Geschwindigkeit sehr wenig von der Temperatur abhängig. 
Im allgemeinen ist die Zunahme mit der Temperatur geringer bei 
höherer' als bei niedrigerer Temperatur. Die folgende Formel, welche 
theoretisch begründet ist 1 ), gibt in vielen Fällen die Versuchsdaten sehr 
gut wieder: 
log 
V, 
T,-T 0 
Vo To T, 
wo Vt und V 0 die Reaktionsgeschwindigkeiten bei den absoluten Tem 
peraturen T x und T 0 sind und A eine Konstante bedeutet. 
Kurz nach der Arbeit von Guldberg und Waage veröffentlichte 
Horstmann * 2 ) eine theoretische Untersuchung, in der er die Gleichgewichts 
gesetze für Gase mit Hilfe thermodynamischer Betrachtungen ableitete. 
Seine Resultate stimmen mit denen Guldbergs und Waag es überein. Das 
gleiche gilt für seine Resultate, Gleichgewichte mit einer gasförmigen 
Phase betreffend. In den Jahren 1876—1878 erschienen die denkwürdigen 
theoretischen Untersuchungen von Willard Gibbs 3 ), die jedoch lange 
ohne Einfluß blieben. 
1877 begann Ostwald seine ausgedehnten Untersuchungen über 
diesen Gegenstand. Er studierte die Geschwindigkeit verschiedener Reak 
tionen wie der Inversion des Rohrzuckers, der Verseifung des Methyl- 
azetates und der Umwandlung von Azetamid und Wasser durch eine Säure, 
wobei Essigsäure und das Ammoniaksalz der zugesetzten Säure entstehen 4 ). 
Er bestimmte die Avidität der Säuren im homogenen Gleichgewicht, wie 
schon erwähnt, und in Verbindung mit einem heterogenen Gleichgewicht 
studierte er sie mittels der Auflösung des Zinksulfids und Kalziumoxalates 5 ). 
Bei diesen Untersuchungen wandte er eine große Anzahl (33) Säuren in 
verschiedenen Konzentrationen an. Er fand stets die gleiche Reihenfolge 
der Säuren, die aktivsten sind Chlorwasserstoff-, Bromwasserstoff-, Sal 
peter- und Chlorsäure, sowie einige der Säuren des Schwefels. Die ver 
schiedenen Säuren zeigen bei der Rohrzuckerinversion und der Methylacetat 
verseifung nahezu die gleichen relativen Stärken. So ist z. B. die Stärke 
der Zitronensäure, mit Hilfe der Rohrzuckerinversion gemessen, gleich 
U Arrhenius, Zeitschr. f. phys. Ch. 4, 226, 1889. 
2 ) Horstmann, B. B. 2, 137, 1869; 4, 635, 1871; Ann. d. Ch. u. Pharm. 
Suppl. 8, 112 1870 und 170, 192, 1893. 
3 ) Gibbs, Transactions of the Connecticut Ac. 3, 1876—1878. Übersetzt 
von Ostwald, Leipzig 1892. 
4) Ostwald, J. f. pr. Ch. (2), 27, 1, 28, 449, 1883. 29, 385, 1884. 
ö) Ostwald, J. f. pr. Ch. (2), 18, 342, 1878. 19, 468, 1879. 22, 251. 23, 
517, 1880. 28, 494, 1883.
	        
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