Full text: Theorien der Chemie

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Zeit wiedergebildeten J 2 -Moleküle gleich sein, und daraus folgt die oben 
stehende Gleichung. 
Aus der Gleichung folgt, daß bei einer Verminderung des Druckes der 
Dissoziationsgrad wächst. Denn wenn der Druck so weit vermindert wird, 
daß die Konzentration der J-Moleküle auf ihren halben Wert sinkt, so muß 
die Konzentration der J 2 -Moleküle gleichzeitig auf den vierten Teil ihres 
ursprünglichen Wertes heruntergehen. Mit anderen Worten, die relative Zahl 
der J-Moleküle oder der Dissoziationsgrad wächst bei der Expansion, wenn 
die Temperatur konstant bleibt. Wir sehen auch in der oben angeführten 
Tabelle die relative Dichte mit sinkendem Druck abnehmen. 
Das ist ein besonderer Fall eines allgemeinen Gesetzes. Wenn Gleich 
gewicht zwischen zwei Systemen von Molekülen — hier J 2 und 2J — besteht, 
von denen das eine — hier 2J — bei gegebenem Druck den größeren Raum 
einnimmt, so bringt Druckverminderung eine Verschiebung zugunsten dieses 
Systems hervor. Planck hat für diesen Vorgang folgende Gleichung thermo 
dynamisch abgeleitet: , , T7 _ 
dln Konst ^ 
dp 
Hier ist T die absolute Temperatur, R ist 82,9 Atm. p. cm 2 , p der 
Druck in Atmosphären und ist die Volumänderung in cm 3 , die bei kon 
stantem Druck auftritt, wenn die Reaktion zwischen soviel Molekülen, wie 
die Reaktionsgleichung angibt, vor sich geht, ln ist der natürliche Logarith 
mus und Konst, die Konstante der Gleichgewichts-Gleichung. 
Ein analoges Gesetz beherrscht die Veränderung des Gleichgewichts 
mit der Temperatur, nämlich: Wenn Gleichgewicht zwischen zwei Systemen 
von Molekülen — hier J 2 und 2J — besteht, von denen das eine — hier 2J 
— aus dem andern unter Wärmeverbrauch gebildet wird, so verschiebt eine 
Temperatursteigerung das Gleichgewicht zugunsten dieses Systems. 
Aus thermodynamischen Betrachtungen läßt sich folgende Gleichung 
— von van’t Hoff — ableiten. 
d ln Konst. _ W 
dt ~ 1,99T 2 
Hier stellt W die Dissoziationswärme bei konstantem Druck dar, das 
ist im vorliegenden Falle die Wärmemenge, die bei der Umwandlung eines 
Grammoleküls (=254 g) J 2 in zwei Moleküle J verbraucht wird. T ist die 
absolute Temperatur, und d - lu ^° USt ‘- ist die Zunahme des natürlichen Loga 
rithmus der Konstante in der oben angeführten Formel, geteilt durch die 
zugehörige Temperatursteigerung. Mit Hilfe dieser Formel hat Boltzmann 1 ) 
die Dissoziationswärme eines Grammoleküls J 2 zu 28500 Kalorien berechnet. 
l ) Boltzmann, Ann. d. Phvs. u. Cli. (3) 22, 68, 1884.
	        
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