Full text: Theorien der Chemie

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100 Teilen Wasser besteht, festes Eis und feste Chlornatriumkristalle, 
NaCl + 4H 2 0. 
Wenn die Zahl der Phasen vermindert wird, wenn z. B. das feste 
Salz verschwindet, so ist es möglich, eine der Veränderlichen willkürlich zu 
wählen, z. B. die Temperatur (zwischen 0° und —21,3° C), dann aber haben 
die anderen Variablen bestimmte Größen, die Zusammensetzung der Lö 
sung also und der Druck des gesättigten Dampfes können nur einen ein 
zigen Wert haben. Wenn nur zwei Phasen da sind, z. B. die flüssige und 
die gasförmige, so können wir zwei Variable, z. B. Temperatur und Kon 
zentration, willkürlich wählen, wodurch dann die beiden anderen, der Druck 
des Dampfes und seine Konzentration, festgesetzt sind. 
Die Gibbssche Phasenregel ist von großem Werte, wenn es sich 
darum handelt; die Anzahl möglicher Kombinationen zwischen einer be 
liebigen Anzahl von Stoffen bei gegebenen äußeren Umständen herauszu 
finden. Die umfassendsten Untersuchungen über die Folgerungen aus der 
Phasenregel verdanken wir B. Roozeboom und seinen Schülern, besonders 
Schreinemakers. Roozeboom hat darüber eine sehr verdienstvolle Mono 
graphie 1 ) geschrieben, van’t Hoff hat die Phasenregel in großem Maß 
stab bei seinen umfassenden Untersuchungen über ozeanische Salzablage 
rungen angewendet. Auch in der Metallographie hat die Phasenregel vor 
zügliche Dienste geleistet. 
12. Kapitel: Der osmotische Druck. 
Allgemeine Gesetze der gelösten Stoffe. 
Im Jahre 1883 führte ich eine Untersuchung über die Leitfähigkeit 
verschiedener Elektrolyte aus'-), die mich zu dem Schluß führte, daß 
nicht alle Moleküle eines Elektrolyten den elektrischen Strom leiten. Die 
Moleküle wurden daher in zwei Klassen geteilt, aktive und nicht aktive. 
Es wurde angenommen, daß bei hoher Verdünnung alle Moleküle in den 
aktiven Zustand übergehen. Das Maß für die Zahl der elektrisch aktiven 
Moleküle in der Lösung (einer Säure z. B.) war die Leitfähigkeit. 
Nun war die Reihenfolge verschiedener Säuren bezüglich ihrer Stärke, 
ihrer Fähigkeit also einander aus ihren Salzen zu verdrängen, aus thermo- * 2 
U Bakhuiz Roozeboom, Die heterogenen Gleichgewichte vom Stand 
punkte der Phasenlehre, 2 Teile. Braunschweig, F. Vieweg u. Sohn 1901 u. 1904. 
2 ) Arrhenius, Bihang tili Kongl. Svenska Vet. Akad. Handlingar 8, No. 13 
u. 14 (1884). Ostwalds Klassiker No. 160, 1907.
	        
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