Full text: Theorien der Chemie

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cyankalium und Chlorbarium undurchlässig sind. Diese Membranen waren 
recht wenig haltbar. Pfeffer 1 ) lagerte deshalb eine Membran von Ferro- 
cyankupfer in eine Tonzelle folgendermaßen ein: Er nahm einen porösen 
einseitig geschlossenen Tonzylinder und ließ ihn sich zunächst mit Wasser 
vollsaugen, bis alle Luft aus den Poren verdrängt war. Dann wurde er 
mit einer Lösung von Ferrocyankalium gefüllt und in ein Bad von Kupfer 
sulfat gestellt. Die beiden Lösungen diffundierten langsam in die Wan 
dung des Zylinders, und wo sie einander begegneten, fiel eine dünne 
Haut von kolloidalem Ferrocyankupfer aus. Die Dicke dieser Haut nahm 
zu, wenn die beiden Lösungen längere Zeit aufeinander einwirkten. 
Eine solche Zelle zeigt eine große Ähnlichkeit mit lebenden Zellen. 
Sie ist semipermeabel, d. h. sie läßt Wasser unbehindert durch, während 
Salze, Rohrzucker, Glyzerin usw., die in dem Wasser gelöst sind, die 
Fig. 20. Messungen des osmotischen Druckes nach Pfeffer. 
Membran aus Ferrocyankupfer nicht durchdringen können. Wenn die 
Zelle, mit Zuckerlösung gefüllt, in Wasser gestellt wird, so wird das Wasser 
langsam hineingesogen. 
Pfeffer füllte die Zelle A (s. Fig. 20) mit der zu untersuchenden 
Lösung, schloß sie dann mit einem Deckel L, in den ein Manometer M ein 
gepaßt war, und stellte sie in ein Wasserbad von konstanter Temperatur. 
Das Wasser drang in die Zelle ein und hob die Quecksilbersäule, die sich in 
dem Manometerrohr befand. Durch Zugießen von Quecksilber wurde der 
Druck solange vermehrt, bis ein Punkt erreicht war, bei dem kein Wasser 
mehr in die Zelle eintrat. Dieser Grenzdruck heißt der osmotische 
Druck der in der Zelle enthaltenen Lösung. Er hält der Tendenz des 
Wassers, einzudringen, das Gleichgewicht. Wenn er überschritten wird, 
so wird Wasser aus der Zelle hinausgepreßt. 
Indem Pfeffer seine Zelle mit verschiedenen Lösungen von Rohr 
zucker füllte, beobachtete er die folgenden osmotischen Drucke bei 14° C. 
Prozentgehalt an Zucker c = 1 2 2,74 4 6 
Osmotischer Druck p = 535 1016 1513 2082 3075 mm Hg. 
Quotient ^ = 535 508 554 521 513 
0 Vgl. Pfeffer, Osmotische Untersuchungen. Leipzig 1877.
	        
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