Full text: Theorien der Chemie

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z. B. kann das Molekular-Volumen einer Verbindung als die Summe der 
Atomvolume ihrer Bestandteile betrachtet werden. Dieses Gesetz wurde von 
Kopp aufgestellt, der zeigte, daß es für organische Verbindungen sehr 
nahe erfüllt ist, wenn ihr Volumen beim Siedepunkt zugrunde gelegt wird, 
während Schroeder es für analog zusammengesetzte Salze, wie z. B. die 
Halogenverbindungen der Alkalimetalle, bestätigte. Das Kennzeichen einer 
additiven Eigenschaft ist, daß der Austausch eines Atoms gegen ein anderes, 
z. B. von Na gegen K, stets von derselben quantitativen Veränderung der 
Eigenschaft begleitet ist. Als Beispiel mögen folgende Zahlen dienen, die 
Schroeder für das Molekularvolumen, d. h. das Volumen, in cc., eines 
Mols bei 20° C gibt. 
KCl 37,4 KBr 44,3 KJ 54,0 Br — CI = 6,9 J- Br = 9,7 
NaCl 27,1 NaBr 38,3 NaJ 43,5 „ =6,7 „ =9,5 
Diff. 10,3 Diff. 10,5 Diff. 10,5 
Hier können die Atomvolume von K und Na offenbar durch zwei Zahlen 
ausgedrückt werden, die sich um 10,4 Einheiten unterscheiden. 
Mit dem Molekularvolumen der Stoffe in wässeriger Lösung hängt das 
spezifische Gewicht der Lösung eng zusammen. Schon vor langer Zeit (1870) 
hatte Valson 1 ) gefunden, daß bei allen Salzen, nicht nur bei analog zu 
zusammengesetzten, das spezifische Gewicht der Lösung in Wasser eine 
additive Eigenschaft der konstituierenden Ionen — er nannte sie Radikale — 
ist. Dasselbe Gesetz fand er gültig für die Oberflächenspannung der Salz 
lösungen, welche Eigenschaft später von Röntgen und Schneider * 2 3 ) näher 
erforscht wurde, die die Ergebnisse Valsons bestätigten. Valson selbst 
war von diesen Regelmäßigkeiten so betroffen, daß er die Ansicht aussprach, 
in diesen Dingen verhielten sich die Salzmoleküle, als wären sie in ihre 
Ionen („Radikale“) dissoziiert. 
Ein lehrreiches Beispiel einer additiven Eigenschaft der Lösungen, bei 
der die Additivität offenbar der elektrolytischen Dissoziation zuzuschreiben 
ist, ist die relative Kompressibilität 0,7 normaler Lösungen von verschiedenen 
Salzen, die von Röntgen und Schneider) gemessen ist. Die Zahlen 
mögen hier angeführt werden; die Kompressibilität des Wassers ist gleich 
1000 Einheiten gesetzt, die scheinbaren relativen Kompressibilitäten bei 
18° C sind: 
0 Valson, C. r. 73, 441, 1871. Ann. d. ch. et phys. (4), 20, 361, 1870. 
Vgl. Heydweiller, Verh. d. deutsch, phys. Ges. 11 , 37, 1909. 
2 ) Röntgen u. Schneider, Ann. d. Phys. u. Ch. (3), 29, 202, 1886. 
3 ) Röntgen u. Schneider, ebenda, p. 185.
	        
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