Wenn wir die Änderung der Leitfähigkeit des Wassers mit der
Temperatur kennen würden, so könnten wir, in analoger Weise, mit Hilfe
der van’t Hoffschen Gleichung, die Dissoziationswärme des Wassers
bei der Spaltung in seine Ionen H und OH berechnen, die mit entgegen
gesetztem Zeichen gleich der Neutralisationswärme starker Säuren mit
starken Basen in großer Verdünnung ist. Solche Bestimmungen der Leit
fähigkeit sind von Kohlrausch und Heydweiller 1 ) gemacht worden,
und ihre beobachteten Werte haben sie mit Werten verglichen, die
aus der Dissoziationswärme des Wassers berechnet wurden. Dabei wurden
Thomsens Messungen der Neutralisationswärme zugrunde gelegt. Die
selbe ändert sich in der Weise mit der Temperatur, daß sie innerhalb des
untersuchten Gebietes von —2°C bis -j-50°C der absoluten Temperatur
annähernd umgekehrt proportional ist. Kohlrausch und Heydweiller
geben folgende Zahlen für die spezifische Leitfähigkeit k des Wassers,
multipliziert mit 10 6 :
Temp.
10 6 k beob.
10 6 k berechn.
-2
0,0107
0,0103
+40 C
0,0162
0,0158
10
0,0238
0,0236
18
0,0386
0,0386
26
0,0606
0,0601
34
0,0890
0,0901
42
0,1294
0,1305
50
0,1807
0,1839
Die Übereinstimmung ist so vorzüglich, daß die Verfasser ihre Unter
suchungen als „die schlagendste Bestätigung“ für die Theorie der elektro
lytischen Dissoziation ansehen. Der Dissoziationsgrad des Wassers ist außer
ordentlich klein, bei 0° sind nur 0,35 • 10' 7 , bei 25° C nur 1,04-10' 7 und
noch bei 50° C nur 2,48-IO' 7 Grammionen Wasserstoff (H) und Hydroxyl
(OH) in einem Liter Wasser enthalten.
Neuere Daten von Noyes die von Heydweiller * 2 * ) berechnet wurden,
geben folgende Werte: bei 100° 7,63 • 10' 7 , bei 156° 16,4 • 10‘ 7 und bei 218°
25,1 • 10' 7 Grammionen pro Liter. Die Dissoziationswärme W des Wassers
bei t° C wurde nach folgender Formel berechnet:
W = 14617 — 48,5 t cal.
0 Kohlrausch u. Heydweiller, Zeitschr. f. phys. Ch. 14, 317, 1894.
2 ) Heydweiller, Ann. d. Physik (4) 28, 503, 1909; vgl. Noyes, Publi
cations of the Carnegie Inst. Washington No. 63, 1907.