Full text: Theorien der Chemie

Es sind das die Abweichungen von dem einfachen Gesetz, die bei 
E 
höheren Konzentrationen auftreten. Offenbar strebt — mit abnehmender 
n 
Konzentration dem Wert 0,054 zu, den das van’t Hoffsche Gesetz ver 
langt. Ähnlich ist bei den Gasen das Boylesche Gesetz nicht mehr streng 
gültig, wenn die Konzentration größer wird; bei sehr niedrigen Drucken 
dagegen gilt es, was zwar angezweifelt worden ist (Mendelejeff*■), Bohr 1 2 )), 
aber durch die neuen Arbeiten Lord Rayleighs 3 ) in aller Strenge bewiesen. 
Die Abweichungen der Gase von den idealen Gasgesetzen erklärte van der 
Waals (vgl. S. 130) aus dem Eigenvolumen, 0,25 b, und aus der gegenseitigen 
Anziehung ihrer Moleküle. Ebenso kann man die Abweichungen vom van’t 
Hoffschen Gesetz verstehen, indem man sie teils auf das Eigenvolumen der 
Moleküle 4 ), teils 5 ) auf die Anziehung zurückführt, die die gelösten Moleküle 
sowohl aufeinander, als auch besonders auf das Lösungsmittel, hier auf das 
Wasser, ausüben. Es ist nicht zu verwundern, daß die Anziehungen bei den 
gelösten Molekülen bedeutend stärker sind als bei den Gasmolekülen, etwa 
im selben Verhältnis wie die Flüssigkeit dichter als das Gas ist. 
Eine große Zahl von Untersuchungen betreffen das Verhalten von 
konzentrierten Lösungen und haben ein sehr wertvolles Material zutage ge 
fördert 6 ), jedoch ohne daß bisher eine allgemein gültige Gesetzmäßigkeit 
gefunden wurde. Sehr störend wirkt dabei, daß in vielen Fällen Molekular 
komplexe in mit der Konzentration stetig steigender relativer Anzahl auf 
treten. Raoult fand schon bei seinen Untersuchungen über die Dampf 
druckerniedrigung, daß die relative Dampfdruckerniedrigung seiner Formel 
bis zu recht hohen Konzentrationen folgt. Dabei rechnet man die Konzen 
tration nicht in Mol. pr. Liter, sondern in Mol. pr. 1000 g Lösungsmittel. 
Dies entspricht der Voraussetzung, daß das vierfache des Gesamtvolumens 
der Moleküle des gelösten Körpers gleich dem Unterschied zwischen dem 
Volumen der Lösung und des Lösungsmittels sei. Diese Ansicht wurde 
durch einige Versuche über den osmotischen Druck der Lösungen ver 
schiedener Zuckerarten unterstützt; eingehendere Untersuchungen zeigten 
1) Mendelejeff, Bull de l’Ac. de St. Petersbourg, 19, 469, 1874. 
2) Bohr, Ann. d. Phys. u. Ch. (3), 27, 459 11886). 
3 ) Rayleigh, Z. f. phys. Ch. 37, 713, 1901. 41, 71. 42, 705, 1903. 
4 ) Noyes, Zeitschr. f. phys. Ch. 6, 53, 1890. 
5 ) Arrhenius, Zeitschr. f. phys. Ch. 10, 62, 1892. Vgl. Ber keley, Proc. 
Roy. Soc. A. 79, 125, 1907. 
6 ) Ab egg, Zeitschr. f. phys. Ch. 15, 209, 1894, die oben angeführten 
Untersuchungen von Jones und Mitarbeitern, Morse und Mitarbeitern, Lord 
Berkeley (vgl. S. 171), Tammann, Abhandlungen der Petersburger Akad. 35, 
No. 9,1887. W. Biltz, Zeitschr. f. phys. Ch. 40, 185, 1902, u. A 
14
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.