Full text: Theorien der Chemie

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teristische Endung „skop“ ausgeht, z. B. Elektroskop, wenn die Theorie 
ein Instrument vorstellt, das auf „meter“ endigt, z. B. Elektrometer. Ein 
Elektroskop läßt uns erkennen, ob ein Körper mit freier Elektrizität ge 
laden ist und weiter nichts. Ebenso hat die Hypothese eine qualitative Be 
deutung und sagt nichts über die Quantität aus. Nun kann man ein Elektro 
skop so durcharbeiten, daß es ein Elektrometer wird, z. B. indem man 
hinter den Goldblättchen des Elektroskops eine Skala befestigt. Wir haben 
dann ein Hankelsches oder Exnersches Elektrometer vor uns. Diese 
sind absolut genommen ziemlich unvollkommen, aber tun ausgezeichnete 
Dienste für viele Zwecke. Das absolute Elektrometer und das Quadranten 
elektrometer von Lord Kelvin können auch als sehr vervollkommnete 
Ausführungen des Goldblatt-Elektroskops angesehen werden. 
In derselben Art ist es im allgemeinen möglich, eine Hypothese mittels 
quantitativer Messungen zu einer Theorie umzuarbeiten. Mit Hilfe der 
neuen Theorie nehmen wir große Reihen von Messungen auf dem neuen 
Felde vor und entdecken neue Beziehungen zwischen verschiedenen Fak 
toren oder neue Regeln, die zu neuen Vorstellungen, d. h. zu neuen Hypo 
thesen führen. Diese können wiederum später zu Theorien ausgearbeitet 
werden, die mit der alten Theorie in Verbindung stehen, aus der sie sich 
entwickelt haben. Diese neuen Theorien können dann als Zweige der alten 
angesehen werden, und, indem wir in derselben Richtung weiter. arbeiten, 
errichten wir ein System von Nebentheorien, die alle mit der Haupttheorie 
verbunden sind. Diese Entwicklung der theoretischen Systeme ist das Kenn 
zeichen der modernen exakten Wissenschaft. Als Beispiel einer solchen 
Theorie, aus der sich Zweige in fast unbegrenzter Anzahl in verschiedenen 
Teilen der Physik und Chemie entwickelt haben, können wir die Theorie der 
Äquivalenz verschiedener Energieformen nennen, oder, wie sie gewöhnlich 
genannt wird, die mechanische Theorie der Wärme. 
Die ursprüngliche Hypothese war hier äußerst einfach und kann in 
die Worte gefaßt werden: „Es ist unmöglich ein Perpetuum-Mobile zu 
konstruiern, d. i. eine Maschine, die Arbeit liefert ohne Energie irgend 
welcher Art zu verbrauchen.“ 
Unter Carnots Händen entwickelte sich diese Hypothese zuerst 
wundervoll zu einer großen Theorie. Ebenso wie sein großer Landsmann 
Lavoisier, hatte der Genie-Offizier Car not bei seinen Untersuchungen 
praktische Ziele im Auge: er wollte eine Theorie der Maschinen geben, die 
Wärme in Arbeit verwandeln, und deren Bedeutung damals von Jahr zu 
Jahr zunahm. Seine Arbeiten wurden vergessen und wir sehen Mayer 
dieselben Hypothesen wie Car not anwenden und eine Theorie der Äqui 
valenz von Wärme und mechanischer Arbeit daraus gestalten. Die Arbeit
	        
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