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aufgegeben. Dies galt bis zu den letzten Jahren, bis Ramsay und
Soddy 1 ) nachwiesen, daß Radium von selbst in Helium zerfällt, eine Ent
deckung, die durch viele Untersuchungen bestätigt worden ist. Später
wollten Ramsay und Cameron gefunden haben, daß bei der Einwirkung
von Radiumemanation auf Wasser auch Neon und Argon entstehen, bei
Anwesenheit von Kupfer sollten außerdem Lithium und wahrscheinlich
Natrium und Kalzium sich bilden. Diese Behauptung hat sich bei näheren
Untersuchungen nicht bestätigt; außer Helium fanden Ramsay und
Cameron nur Neon unter den Produkten der Einwirkung von Radium
emanation auf Wasser. Die Bildung von Lithium aus Kupfersulfatlösung
wird als zweifelhaft hingestellt. * 2 ) Curie und Gleditsch 3 ) bewiesen eben
falls, daß Lithium bei der Einwirkung von Radiumemanation auf Kupfer
sulfatlösungen nicht entsteht. Rutherford und Royds 4 ) ziehen auch
die Bildung von Neon unter ähnlichen Umständen in Zweifel. Außerdem
wissen wir durch Untersuchungen der letzten zehn Jahre, daß die radio
aktiven Elemente Uranium, Thorium und ihre Zerfallprodukte sich inein
ander umsetzen (vgl. unten Ende von Kap. VIII). Von dem Gesetz der Er
haltung der Elemente haben wir also jetzt eine sonderbare Ausnahme zu
verzeichnen, welche die radioaktiven Elemente, sowie Helium (und viel
leicht die anderen Edelgase) betrifft, welche Körper in vielen Beziehungen
von den anderen abweichen.
3. Existenz der Hydrate in Lösung.
Die Erfahrung hat dem experimentierenden Chemiker gezeigt, daß
zwischen den verschiedenen chemischen Elementen, und dasselbe kann von
den Verbindungen gesagt werden, keine kontinuierlichen und schrittweisen
Übergänge möglich sind. Dieser Gedanke ist den Chemikern so in Fleisch
und Blut übergegangen, daß sie im Gebiet der physikalischen Chemie oft
dort Diskontinuitäten sehen wollten, wo eine genauere Untersuchung nichts
dergleichen hat finden können.
Die ausgedehntesten Untersuchungen dieser Art erstrecken sich auf
wässerige Lösungen, und ihre Tendenz war zu zeigen, daß manche Eigen
x ) Ramsay und Soddy: Phys. Z. 4, 651, 1903.
2 ) Cameron und Ramsay: Journal of the Chem. Soc. 91 , 1593, 1907
und 93 , 992, 1908.
3 ) Curie und Gleditsch, Compt. rend. 147, 345, 1908.
4 ) Rutherford und Royds, Phil. Mag. (6) 16 , 818, 1908.
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