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wir ebenso, daß der Destillations-Rückstand sich an Propylalkohol anreichern
wird. Das Destillat ist wieder flüchtiger als die kochende Flüssigkeit und
enthält deshalb diesmal weniger Alkohol. Wir sehen, daß wir in diesem
Falle durch wiederholte Destillation uns einem Destillat nähern können, das
die konstante Zusammensetzung von 70o/o Propylalkohol aufweist. Wir
können von dieser Flüssigkeit ebensowenig, wie von der konstant siedenden
Salzsäure, aussagen, daß sie ein bestimmtes Hydrat darstellt. Die Zusammen
setzung der Lösung mit minimaler Siedetemperatur ist auch hier abhängig
vom Druck, und zwar ist sie bei niedrigem Druck ärmer an Alkohol als bei
hohem Druck.
Viele andere Stoffe, besonders die Wasserstoff-Verbindungen von
Brom, Jod und Fluor, ferner Salpetersäure und Ameisensäure verhalten sich
ebenso wie Chlorwasserstoffsäure. In keinem dieser Fälle ist es gelungen,
wirkliche Hydrate durch Destillation zu isolieren.
Aus all diesen Beispielen wird man sehen, daß man sehr kritisch Vor
gehen muß, wenn man Hydrate oder andere Verbindungen in Lösungen nach-
weisen will. Der sichere Weg ist der, den Jones einschlug, indem er die
beiden zu prüfenden Stoffe — hier Schwefelsäure und W^asser — in einem
flüssigen Lösungsmittel auflöste und die Anzahl anwesender Moleküle mittels
einer der Raoultsehen Methoden bestimmte. Andere Methoden, die sich
auf keine theoretischen Grundlagen stützen können, müssen mit viel Vor
sicht angewendet werden, wenn man nicht Gefahr laufen will, in ganz ver
kehrte Schlußfolgerungen zu geraten. Die Methode von Jones hat den
Nachteil, daß sie die Verbindungen in Gegenwart eines dritten Körpers nach
weist, des Lösungsmittels, das in großem Überschuß zugegen ist. Auf alle
Fälle ist es sicher, daß die Verbindungen, die in Gegenwart dieses Lösungs
mittels bestehen, auch bestehen, wenn das Lösungsmittel nicht da ist. Zur
Prüfung der Stoffe ohne Gegenwart eines dritten Stoffes als Lösungsmittel
ist die Leitfähigkeitsmethode anwendbar, die einen höheren Grad von Zu
trauen verdient als andere Methoden, weil sie besser diskutiert ist.
Es ist schade, daß die Arbeit, die auf die Aufklärung dieser Fragen
verwendet worden ist, nicht von klaren theoretischen Überlegungen geleitet
worden ist, und daß deshalb viele Resultate nur zweifelhaften Wert haben.
Aber die wenigen Untersuchungen auf solider theoretischer Grundlage —
die einzigen beinahe, die positive Resultate gegeben haben, sind die über
die Wasser-Schwefelsäure-Verbindungen — scheinen zu beweisen, daß
Hydrate ebensowohl in Lösungen wie im festen Zustand existieren. Die
Hydrate mit großem Molekulargewicht, wie z. B. H 2 S0 4 + 150H 2 0, 2H 2 S0 4
-f- 25H 2 0, selbst HCl -f 8H 2 0, deren Existenz man aus verschiedenen physika
lischen Eigenschaften herleiten wollte, scheinen in Lösungen nicht vor