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konstanten Verbindnngsgewichten ans dem Gesetz der konstanten Pro
portionen abzuleiten. Wenn drei Elemente, A, B und C Verbindungen AB,
AC, BC und ABC miteinander eingehen, so denken wir uns erst die Ver
bindung AB aus A und B entstanden, welche in AB in bestimmten Pro
portionen eingehen. Wir bilden jetzt die Verbindung ABC. Dabei setzt
Ostwald voraus (vgl. S. 44), daß die konstante Proportion der Elemente A
und B dabei unverändert bleibt, was ja ohne weiteres aus der Atomtheorie
folgt. Aber mir scheint es ebensowohl denkbar, daß, wenn die Menge von A
als Einheit genommen wird, die Menge B in AB gar nicht dieselbe wie in ABC
ist. Die Menge B, welche mit der Einheit von A sich verbindet, ist, allgemein
genommen, eine Funktion von der Menge von C, welche in die Verbindung
eingeht. Daß diese Funktion die möglichst einfache Form einer Konstanten
C
annimmt, muß als eine Erfahrungstatsache betrachtet werden und kann
nicht als a priori selbstverständlich angesehen werden. Das wurde auch
später von Ostwald zugegeben, indem das Gesetz der integralen Reaktionen
als eine Erfahrungstatsache hingestellt wurde. Ähnliches gilt für die
Menge von C, welche mit der Einheit A sich verbindet, als Funktion von der
in die Verbindung eingehenden Menge B.
In ähnlicher Weise leitet Ostwald das Gesetz der multiplen Pro
portionen ab. Gegen diese Ableitung lassen sich dieselben Einwände bei-
bringen. Das Gesetz der multiplen Proportionen kann durch obenstehende
graphische Darstellung illustriert werden. Die Menge von A, welche mit
verschiedenen Mengen von B und C sich verbindet, werde als Einheit ge
nommen. Die Zusammensetzung der Verbindungen AB 1? AB 2 , AB 3 usw. ist
durch äquidistante Punkte (im Abstand b) auf der B-Achse repräsentiert,
d. h. die Mengen von B, die in den verschiedenen Verbindungen mit der