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Ladung, die sie bei Berührung annehmen. Bitter zeigte, daß man dieselbe
Reihe erhält, wenn man die Metalle nach ihrer Fähigkeit ordnet, sich gegen
seitig aus ihren Salzlösungen zu verdrängen.
Die Konstruktion der Voltaschen Säule durch Volta im Jahre 1880
gab den elektrischen Untersuchungen ein neues Gepräge. Die physio
logischen Wirkungen der Säule, und die Größe der elektrischen Funken, die
man damit erzeugen konnte, waren bei weitem nicht so auffällig wie die
der alten Elektrisiermaschine, aber die Säule brachte viel größere che
mische Wirkungen hervor. Der Unterschied zwischen der Säule und der
Elektrisiermaschine ist der, daß die Säule Elektrizität in großer Menge,
aber von niedrigem Potential liefert, während für die Elektrisiermaschine
das Gegenteil gilt. Nun hängen die chemischen Wirkungen hauptsächlich
von der Menge der Elektrizität ab, daher war die Säule für das Studium der
elektrochemischen Erscheinungen von großer Bedeutung.
Die eigentümlichen Wirkungen der Voltaschen Säule erregten all
gemeines Interesse, so daß binnen kurzer Zeit, nachdem sie konstruiert war,
viele Arbeiten mit ihrer Hilfe ausgeführt wurden. So treffen wir schon
im Jahre 1800 auf die klassische Arbeit von Nicholson und Carlisle über
die Zersetzung des Wassers (das Salz gelöst enthielt) in Wasserstoff und
Sauerstoff. Zuerst benutzten sie Messing-Elektroden und fanden, daß sich
Wasserstoff an der Elektrode entwickelte, die mit dem Silberpol der Säule
verbunden war. Die Säule war aus Paaren aufgebaut, deren jedes aus einem
silbernen Halfcrown-Stück und einer Zinkplatte bestand, voneinander ge
trennt durch Stücke Pappe, die mit angesäuertem Wasser getränkt war.
Der Silberpol war also der positive. Die andere Messing-Elektrode, die mit
dem positiven Silberpol der Säule verbunden war, oxydierte sich, so daß
kein freier Sauerstoff erschien. Später benutzten sie Platin-Elektroden, und
fanden damit, daß der Sauerstoff, der sich am positiven Pole bildete, in
Gasform abgegeben wurde, wenn auch seine Menge nicht so groß war, wie
die des Wasserstoffs, der sich am negativen Pol entwickelte. Sie waren über
diese Beobachtung sehr erstaunt, da sie erwartet hatten, an beiden Polen
sowohl Sauerstoff wie Wasserstoff in Freiheit gesetzt zu finden. Sie be
obachteten auch, daß sich Lakmus am positiven Pol rot färbt, und daß che
mische Prozesse in der Säule selbst vor sich gehen, während sie Elektrizität
abgibt.
Davy stellte ebenfalls Versuche mit der Voltaschen Säule an, und
wurde durch dieselben schon früh (1801) auf die Vermutung geführt, daß
die chemischen Prozesse, die in der Säule vor sich gehen, die wahre Ursache
des elektrischen Stromes sind, und nicht die Berührung der Metalle, wie
Volta annahm. Er baute auch Säulen aus einem Metall (Kupfer) und zwei