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das als Ersatz des Na in NaCl angesehen werden kann, und CI, jedes mit
einer Atomladung behaftet.
Wenn in die Chlorwasserstoff säure Zink für Wasserstoff eingeführt
wird, so ersetzt jedes Atom Zink zwei Atome Wasserstoff, wir sagen deshalb,
daß das Zinkion zwei Atomladungen Elektrizität trägt.
Das entspricht offenbar dem chemischen Ausdruck, daß Zink ein
zweiwertiger Körper ist. Ebenso finden wir, daß das Aluminium-Ion drei
Atomladungen trägt, was bedeutet, daß es chemisch dreiwertig ist. Manche
Metalle liefern zwei verschiedene Ionen, z. B. Eisen, dessen Ionen zwei
wertig in den Ferroverbindungen und dreiwertig in den Ferriverbindungen
sind. Zuweilen bildet ein Metall Ionen von verschiedener Zusammensetzung,
aber gleicher Wertigkeit, z. B. gibt Quecksilber die zweiwertigen Ionen
Hg 2 in den Merkurosalzen und die ebenfalls zweiwertigen Hg-Ionen in den
Merkurisalzen.
6. Kapitel: Elektrische Kräfte zwischen Rtomen.
(Fortsetzung). Die chemische Valenz und Rffininität.
Offenbar rühren wir hier an die schwierige Frage der Valenz-Regel
mäßigkeiten. Solange wir gewöhnliche Elektrolyten betrachten, ist die Sache
sehr einfach. Aber wenn wir die Konsequenzen aus dem Satz ziehen, daß
alle Atomkomplexe, die ein Metall in einem seiner Salze vertreten können,
oder von ihm vertreten werden können, in ihren Verbindungen als Ionen
auf treten, so kommen wir zu einem System, das mit dem Berzeliusschen
sogenannten „dualistischen System“ viel Ähnlichkeit hat, einem System, dem
sich doch gewichtige Schwierigkeiten in den Weg stellten.
Diesen Schritt tat Helmholtz in seiner berühmten Faraday-Vor-
lesung von 1881, *) die sozusagen die Berzeliussche Theorie wieder zum
Leben erweckte. Vierzig Jahre früher war sie verlassen worden, nach den
siegreichen Angriffen, die mit dem Aufblühen der modernen organischen
Chemie zusammenhingen. Dumas hatte gefunden, daß Chlor, nach
Berzelius ein stark negatives Element, den positiven Wasserstoff in der
Essigsäure ersetzen kann, und daß das Substitutionsprodukt fast dieselben
Eigenschaften hat, wie die ursprüngliche Essigsäure. Diese Tatsache schien
mit der Berzeliusschen Theorie unvereinbar und aus diesen und anderen
ähnlichen Gründen gab man sie auf. (Berzelius hätte von seinem Satz l
l ) Helmholtz, Wissenschaftliche Abhandlung'en. Leipzig 1895. Bd 3, S. 52.