Full text: Theorien der Chemie

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stimmt, als die Molekularformel NO. Was die Molekulargröße der Elementar 
stoffe betrifft, so fand Victor Meyer 1 ), daß die Salzbildner Chlor, Brom und 
Jod bei hohen Temperaturen (1600°) teilweise in einfache Atomen zerfallen. 
Schon 1826 hat Dumas gefunden, daß Quecksilber im Gaszustande ,(bei 
446°) aus einfachen Atomen besteht * 2 ), ähnliches gilt für Kadmium nach 
Troost und Deville bei etwa 1000 03 ), sowie für Zink, Antimon und Wis 
mut 4 ), Ramsay 5 ) zog denselben Schluß aus der Dampfspannungserniedri 
gung des Quecksilbers, in welchem Li, Na, Mg, Zn, Cd, Ga, TI, Sn, Pb, Mn, 
Ag und Au gelöst waren, für diese Metalle, was später durch Gefrierpunkts 
bestimmungen von Tammann 6 ) und Heycock und Neville bestätigt 
worden ist 7 ). Auch in einem nicht-metallischen Lösungsmittel, nämlich NH 3 , 
zeigt sich Natrium als aus einfachen Atomen bestehend 8 ). Auch die Be 
stimmungen der elektromotorischen Kraft von Ketten, deren Metalle aus 
Amalgamen bestehen, zeigen nach G. Meyer 9 ), daß Zn, Cd, Pb, Sn, Cu und Na 
bei Zimmertemperatur in Quecksilberlösung einatomig sind. Zu alledem 
kommt, daß die Edelgase aus einfachen Atomen bestehen. Die ältere An 
nahme, daß die Moleküle der Elemente aus zwei Atomen bestehen, ist also 
nicht stichhaltig 10 ). Die Chemiker haben daher den Lehrsatz auf gegeben, 
daß ungesättigte Verbindungen immer „eine gerade Anzahl unverbundener 
x ) V. Meyer, Berichte der deutschen chem. Ges. 12, 1428, 1879, 13, 405, 
13, 394 und 851, 1880. 
2 ) Dumas, Annales de chimie et de physique (2), 33, 337, 1826. 
3 ) Deville und Troost, Ann. de chimie et de phvs. (2) 58, 273, 1835. 
4 ) Mensching und Meyer, Berichte der deutschen chem. Ges. 19, 3295, 
1886, Biltz und Meyer, Zeitschrift für physikal. Chem. 4, 249, 1889. 
5 ) Ramsay, Journal of Chem. Soc. 55, 521, 1889, Zeitschr. für physikal. 
Chemie 3, 359, 1889. 
6 ) Tammann. Zeitschrift für physikal. Chemie, 3, 441, 1889. 
7 ) Heycock r und Neville, Journ. Chem. Soc. 55, 666, 1889. 57, 376 
und 656, 1890, 61, 888, 1892 und 71, 383, 1897. 
8 ) Kraus, Journ. Amer. Chem. Soc. 30, 1197, 1908. 
9 ) G. Meyer, Zeitschrift für physikal. Chemie, 7, 477, 1891. 
10 ) Gegen den Schlufs bei Gefrierversuchen, dafs die Metalle sich als 
einwertig in Amalgamen und Legierungen erweisen, kann man vielleicht 
geltend machen, dafs man ebensowohl annehmen könnte, die gelösten Metalle 
bildeten mit dem Lösungsmittel (Quecksilber oder dem überwiegenden Metall) 
Verbindungen, in welche sie mit einem Atom eingingen. Dies ist die Ansicht 
von George Mc Rhail Smith (Zeitschr. f. anorg. Ch. 58, 381, 1908). Diese 
allgemeine Annahme ist recht unwahrscheinlich, wenn auch in einzelnen Fällen 
solche Verbindungen wohl Vorkommen könnten. Um ihre Existenz aber nach 
zuweisen, müfste man solche Versuche anstellen wie die oben nach Tammann 
(S. 29) angeführten. Die Untersuchungen von Tammann und seinen Schülern 
scheinen der Ansicht Hrn. Smiths nicht günstig zu sein.
	        
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