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Den Wärmeentwicklungen entsprechend treibt Chlor das Brom aus
Kalziumbromid aus, Brom wiederum Sauerstoff aus dem Oxyd und Sauer
stoff Jod aus dem Jodid des Kalziums. In bezug auf Natrium ist die Ordnung
der Affinitäten: Chlor, Brom, Jod, Sauerstoff, dagegen zum Aluminium hat
Sauerstoff die größte, Chlor eine geringere, danach Brom und Jod die
niedrigste Affinität. Die Affinität zum Chlor ist in folgender Ordnung ab
nehmend: K, Na, Zn, Pb, Ag und Au, alles den Wärmeentwicklungen bei
den Reaktionen mit diesen Körpern entsprechend.
In wässrigen Lösungen treiben die Säuren und Basen einander aus in
folgender Ordnung:
CaO, 2HNO3 CaO,2CE 3 CO,H CaO, C0 2
30000 26000 20000
2KOH, 2HNO3 2NH 3 , 2HN0 3 Zn0 2 H 2 , 2HN0 3 Cu0 2 H 2 ,2HN0 3 Fe0 2 H 2 , 2HNO s
27400 25000 19600 15000 11800
Alle Reaktionen folgen in derselben Ordnung wie die Wärmeentwick
lungen. Salpetersäure zersetzt das Azetat, Essigsäure das Karbonat des
Kalziums, Kalilauge macht Ammoniak, dieses Zinkoxyd, dieses wiederum
Kupferoxyd und endlich Kupferoxyd Eisenoxydul aus ihren Nitraten frei.
Die Stärke ist hier durch den Dissoziationsgrad bestimmt; vgl. Kap. 13.
Da es nun gilt, alle Berechnungen der chemischen Verhältnisse auf
feste Körper auszurechnen, muß man die s. g. latente Wärme kennen, welche
nötig ist, um einen festen Körper in den flüssigen oder in den Gaszustand
überzuführen. Für letztere hat de Forcrand 1 ) folgende Formel gegeben:
— = 30 cal.
T
L ist die latente Wärme, welche nötig ist, um ein Grammolekül eines festen
Körpers in Dampf bei der Siedetemperatur (T), gerechnet von dem abso
luten Nullpunkt, überzuführen. Beispielsweise ist für Wasser T = 373,
also L = 30 • 373 = 11190 cal. Da nun 1 Grammolekül Wasser =18 Gramm
ist, so ist die latente Verdampfungswärme von 1 Gramm Eis (bei 100°) gleich
11190:18 = 622 cal. Die Verdampfungswärme von Wasser bei 100° ist
537 cal., die Schmelzwärme des Eises 80 (bei 0°), also ihre Summe 617,
anstatt 622, welcher Wert aus de Forcrands Formel hervorgeht. Eigent
lich hätte man mit der Schmelzwärme des Eises bei 100° rechnen sollen,
dieselbe ist unbekannt und de Forcrand hat deshalb mit der Schmelz
wärme des Eises und anderer Körper bei ihrem Schmelzpunkt unter Atmo
sphärendruck bei der Feststellung der Konstante seiner Formel gerechnet,
wie es auch in dem genannten Beispiel geschehen ist. i)
i) de Forcrand, Annales de chimie et de physique (7), 28, 384, 531,
1903, 29, 0 , 1903.