Full text: Theorien der Chemie

75 
entsprechende Druck von reinem NH 3 beträgt 3185 mm), bei 21° C 927 
bzw. 53,4 mm (und 6516 mm). Daraus berechnet sich die Arbeit bei 0° 
zu 1357 bzw. 3032 cal., bei 21° C zu 1147 bzw. 2818 cal. Es ist ganz 
charakteristisch, daß die Arbeit (Affinität) mit steigender Temperatur sinkt. 
Bei genügend hoher Temperatur (dem sogenannten Übergangspunkt) würde 
die betr. Affinität Null werden, d. h. die Verbindung würde bei höherer 
Temperatur nicht länger existieren können, und zwar würde zuerst die 
ammoniakreiche, dann die ammoniakärmere Verbindung ihre Stabilität ein 
büßen. 
Im allgemeinen spalten die Verbindungen, welche Wasser, Ammoniak 
usw. angelagert enthalten, bei steigender Temperatur immer größere Mengen 
der angelagerten Moleküle ab. Eine einzige Ausnahme davon ist von 
Koppel 1 ) bei Cerosulphat angegeben worden. 
Wie wir unten sehen werden, entspricht die Löslichkeit in vielen Be 
ziehungen dem Dampfdruck und kann die Löslichkeit ebenfalls zu Affinitäts 
bestimmungen benutzen * 2 ). 
Die chemischen Eigenschaften dieser Körper lassen sich sehr an 
nähernd als Summe der Eigenschaften der beiden Komponenten, z. B. des 
wasserfreien Salzes und des angelagerten Wassers, darstellen. Sonst ist es 
ja charakteristisch für chemische Verbindungen, daß die Eigenschaften der 
Komponenten in den Verbindungen fast verschwinden. Man nimmt daher 
mit Vorliebe an, daß in den kristallwasserhaltigen Salzen die Bestandteile der 
Wassermoleküle nicht umgelagert sind, sondern unverändert, in derselben 
Weise wie im Wasser vor seiner Vereinigung mit dem Salze, gelagert sind. 
Dasselbe gilt für das Salz. Nun kommt dazu die Schwierigkeit, Valenz 
stellen zu finden, an welche die vielen Wassermoleküle angelagert werden 
könnten, z. B. beim Na 2 HP0 4 die zwölf H 2 0. Man verzichtete daher ganz 
darauf, solche Verbindungen als durch Valenzen zusammengehalten anzu 
sehen und hat ihnen den Namen: molekulare Verbindungen gegeben. Zu 
diesen molekularen Verbindungen zählte man auch solche, bei denen sich 
mittels der gewöhnlichen Valenzzahlen eine einfache Formel nicht zu 
sammensetzen ließ. Derartig waren viele Doppelsalze, besonders solche, 
deren negative Ionen einwertig sind, wie Doppelnitrate, Doppelchloride usw. 
Die Untersuchungen von Hittorf über die Wanderung der Ionen 
zeigten jedoch, daß in vielen Fällen diese sogenannten molekularen Ver 
bindungen bei der Elektrolyse sich aus zwei Ionen zusammengesetzt erweisen, 
von denen das eine aus Wasserstoff oder dem positivsten Metall der Ver 
1) Koppel, Ztschr. f. anorg*. Ch. 41, 377, 1904. Vgl. Brönsted, Ztsclir. 
f. phys. Ch. 64, 374, 1908. Betr. Oxyde vgl. Biltz, Gott. Naclir. 1908 S. 293. 
2 ) Vgl. Fr owein, Z. f. phys. Ch 1, 5, 1887.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.