Full text: Gesammelte Abhandlungen (2. Bd.)

3.20 Ueber .die Temperatur der Flammen des Kohlenoxyds und Wasserstoffs 
nach den unteren noch nicht brennenden hin fortpflanzt. Man hat dann 
nur die Ausflussgeschwindigkeit des nicht brennenden Gasgemisches bei 
dem Drucke, unter welchem die Flamme zurückschlug, direct zu messen, 
um die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Entzündung, welche dieser 
Ausflussgeschwindigkeit gleich ist, mit annähernder Genauigkeit zu erhalten. 
Nennt man diese Fortpflanzungsgeschwindigkeit c, den Durchmesser der 
Oeffnung in dünner Platte, aus der das Knallgas ausströmte d, und das 
Volumen Gas, welches in 7 Secunden_ unter jenem Drucke aus der Oeff- 
nung ausströmt_V, so_ist 
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Ein Versuch mit reinem Wasserstoff-Knallgas gab folgende Zahlen: 
V = 963000 Cubikmillim. ; d= ı,2 Millim.; £ = 25 Secund. 
Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Entzündung in [166] reinem 
Knallgase beträgt daher 34 Meter") in der Secunde. 
Es ist anzunehmen, dass die wirkliche Geschwindigkeit diese, durch 
den Versuch gefundene, noch etwas übertrifft, da die Abkühlung, welche 
der in fortschreitender Entzündung begriffene Gasstrahl an dem Rande 
der Ausflussöffnung erleidet, den gesuchten Werth etwas _zu_ klein finden 
lässt. 
Da in dem Explosionsgefäß von den oben angegebenen Dimensionen 
die Entfernung von der in der Achse des Gefäßes befindlichen Funken- 
bahn bis zu der Glaswandung nur 8,5 Millimeter beträgt, so lässt sich 
behaupten, 
dass die Zeit, in welcher die gesammte Gasmasse in jenem Ge- 
fäße zur vollständigen Verbrennung gelangte und daher ihr 
Temperaturmaximum erreichte, nicht mehr als */,... Secunde 
betrug. 
Betrachtet man durch eine mit bekannter Geschwindigkeit rotirende 
stroboscopische Scheibe, die mit radialen Ausschnitten versehen ist, eine 
weiße Fläche, die durch das Licht des in dem erwähnten Gefäße explo- 
direnden Knallgases beleuchtet wird, so findet man für die Dauer der 
dadurch _hervorgebrachten noch sehr grellen Beleuchtung */,. Secunde. 
1) Man sieht aus diesem Werthe, dass die Geschwindigkeiten, welche gewisse, auf 
der Sonnenoberfläche zu Zeiten bemerkbare, sich fortbewegende Lichterscheinungen 
zeigen, meistens viel höherer Ordnung sind, als die Geschwindigkeit, mit der sich 
chemische Processe in Gasgemengen fortpflanzen. Das Feld der Hypothesen, welche ein- 
zelne dieser Lichterscheinungen auf chemische Vorgönge zurückzuführen suchen, erleidet 
dadurch eine erhebliche Beschränkung.
	        
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