Gasometrische Methoden
Die Größe dieses Druckes hängt zunächst wesentlich von der Ge:
chwindigkeit ab, mit der sich die Entzündung in solchen Gemischen fort
flanzt. Ich habe Seite 561 eine Methode beschrieben, durch welche sic
iese Fortpflanzungsgeschwindigkeit messen lässt. Es ist dort nachgewiese
orden, dass dieselbe im Kohlenoxydgas ein Meter, in Wasserstoff knall
as vierunddreißig Meter in der Secunde beträgt. Der Wärmeverlus
urch Strahlung und Leitung, welchen das Gasgemisch von dem Augen-
lick der Entzündung bis zur vollendeten Verbrennung erleidet, dauer
aher im ersteren Falle ungleich länger an, als im letzteren. Das Kohlen-
xydgemisch wird demnach unter sonst gleichen Umständen eine größere
bkühlung und mithin auch eine geringere Explosivität zeigen müssen,
Is das Wassetstoffgemisch, obwohl, wie Seite 568 gezeigt wurde, bei
leichzeitiger Entzündung der ganzen Gasmasse das Kohlenoxydgemisch
ie Temperatur 3033° C., das Wasserstoffgemisch dagegen nur die Tem-
eratur 2844° C. erreicht. Es wird dadurch erklärlich, dass Kohlenoxyd-
nallgas von einer Stelle aus in dünnwandigen Gefäßen ganz gefahrlo
ntzündet werden kann, während Wasserstoffknallgas unter denselben Um
ständen in denselben Gefäßen verbrannt, diese mit heftiger Explosion zer
schmettert. Man begreift daraus, dass der größte Druck, also die .hef-
tigste Explosion, nur dann eintreten [332] kann, wenn die Entzündung
ines Gemisches durch dessen ganze Masse gleichzeitig oder nahezu gleich-
eitig erfolgt. Diesem Umstand allein ist die auffallende Erscheinung zu-
uschreiben, dass unterchlorige Säure, wenn sie einerseits durch Erhitzen
on einem Punkte aus und andererseits durch Insolation oder von selbst,
xplodirt, das einemal höchst geringe, das anderemal beispiellos heftige
irkungen hervorbringt, und dass ebenso ein Gemisch von Wassersto
und Chlor in seiner ganzen Masse durch Insolation gleichzeitig entzündet
in Glasgefäß zu den feinsten Splittern zertrümmert, wogegen das‘ gleiche
emisch in einem gleichen Gefäß mittelst des elektrischen Funkens, also
on einer Stelle aus entzündet, ohne Gefahr abgebrannt werden kann.
Die Explosivität ist ferner wesentlich abhängig von dem Verhältniss,
in welchem bei gleicher Temperatur und gleichem Drucke das Volume
des unverbrannten Gemisches zu dem Volumen seiner Verbrennungs
roducte steht. Bei gleicher Verbrennungstemperatur ist die Explosivitä
diesem Verhältnisse direct proportional. Folgende aus Tabelle VII. des
Anhanges berechnete Zahlen geben diese _Volumenverhältnisse_für_eine
Anzahl brennbarer Gasgemische:
ı Vol. Wasserstoffknallgas giebt 0,666 Vol. Verbrennungsprod.
ı Vol. Kohlenoxydknallga „0,666 ”
Vol. Acetylenknallgas 0357