Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

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Beziehungen zwischen den physikalischen und 
die unter dem Siedepunct derselben liegen, kleiner als der 
Ausdehnungscoefficient der Gase; bei Temperaturen aber, die 
über dem Siedepunct liegen, bei denen der flüssige Körper nur 
in Folge eines erhöhten Druckes seinen flüssigen Zustand bei 
behält , wächst er dermaassen, . dass er den Ausdehnungs- 
coefficienten der Gase bei Weitem übersteigt (Drion, An 
drej ew). — Auf diese Weise ist die Ausdehnung solcher 
Flüssigkeiten, die bei niederer Temperatur sieden, — z. B. 
des zur Flüssigkeit condensirten Schwefligsäureanhydrids — 
schon bei einer Temperatur von weniger als 100° grösser als 
die Ausdehnung der Gase. — Da die Ausdehnung der Flüs 
sigkeiten unregelmässig ist, so kann die Abhängigkeit der Vo 
lumina einer und derselben Quantität Flüssigkeit bei verschie 
denen Temperaturen nicht durch eine so einfache Formel wie 
bei den Gasen gegeben werden. Wenn das Volum einer Flüs 
sigkeit bei 0° als Einheit angenommen wird, so ergibt sich 
aus Versuchen folgende Formel als Ausdruck dieser Abhän 
gigkeit : 
Vt =* 1 -f- at -f- bt 2 -f- ct 3 , 
wo Vt das fragliche Volum bei der Temperatur t, und a, 
b und c für verschiedene Körper verschiedene, beständige 
Grössen bedeuten. Die Werthe für a, b und c müssen für 
jeden Körper durch Versuch bestimmt werden. 
Temperatur des Schmelzern und Erstarrens. 
88« Die oben besprochenen Beziehungen zwischen dem Ag 
gregatzustande der organischen Körper bei gewöhnlicher Tem 
peratur und ihrer Zusammensetzung bleiben sich mehr oder 
weniger auch bei Veränderung der Temperatur gleich. Einige 
Körper, wie z. B. einige Alkohole mit geringem Molecularge- 
wicht gehen selbst bei sehr niedrigen Temperaturen nicht in 
den starren Zustand über, man kennt sie nur in flüssigem und 
gasförmigem Zustande; für andere Körper ist nur der flüssige 
und starre Zustand bekannt, während sie der Fähigkeit in 
Dampfform überzugehen (sich ohne Zersetzung zu verflüch 
tigen) entbehren; noch andere Verbindungen sind nur in 
starrer Form bekannt und können weder geschmolzen noch 
verflüchtigt werden; einige Körper endlich können in allen 
drei Zuständen , im starren , flüssigen und gasförmigen, 
bestehen. Der Abstand der Temperatur des Schmelzens oder
	        
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