Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

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Beziehungen zwischen den physikalischen und 
kannten (vielleicht unter einander nicht ganz analogen) biva 
lenten Alkohole (Glykole) hei Vergrößerung des Moleclils um 
CH-2 für den Siedepunct nicht nur keine Erhöhung, sondern 
sogar eine Erniedrigung ein, die zuweilen 5°, zuweilen 7° und 
8° beträgt. Wenn solche Ausnahmen jetzt auch nur selten 
sind, so ist es leicht möglich, dass dies den unzulänglichen 
Beobachtungen über die Körper von höherer Atomigkeit zuzu 
schreiben ist. Auf alle Fälle weisen sie genugsam darauf hin, 
wie wenig die bis jetzt gefundenen Regelmässigkeiten einem 
wahren Gesetze gleichen. 
Eine besondere Aufmerksamkeit, in practischer Beziehung, 
verdient ebenfalls der Umstand, dass einige Gemenge durch 
Destillation nicht geschieden werden und zuweilen sogar einen 
constanten Siedepunct zeigen können: ein Gemenge von einem 
Molecül Bromäthylen (C^H-iBn) mit einem Molecül Brompro 
pylen hat einen constanten Siedepunct, der zwischen den Siede- 
puncten beider Körper liegt (Bauer); ein Gemenge von Wein 
geist mit Schwefelkohlenstoff, welches 8 ° o des letzteren ent 
hält, geht bei der Destillation über, ohne sich zu trennen, wird 
aber eine grössere Quantität Schwefelkohlenstoff mit wenig 
Alkohol gemischt und dann destillirt, so geht, trotzdem dass 
der Siedepunct des Schwefelkohlenstoffs bedeutend niedriger 
liegt, als der des Alkohols, dieser letztere vollständig über, 
ehe die ganze Quantität Flüssigkeit überdestillirt ist; auf diese 
Weise bleibt von einem gewissen Momente an reiner Schwefel 
kohlenstoff zurück (Berthelot); aus einem Gemenge von 
Aethylamin, Diäthylamin und Triäthylamin geht das dritte, am 
wenigsten flüchtige, bei der Destillation zuerst über, wenn seine 
Quantität nicht sehr vorwiegend ist (C. Lea).*) 
*) Die relativen Mengen der bei der Destillation eines Gemisches 
übergebenden Flüssigkeiten bangen von ihrem Gewichtsverhältniss in der 
Mischung, von ihrer gegenseitigen molecularen Wirkung und der Tension 
und Dichte ihrer Dämpfe bei der stattfindenden Siedetemperatur ab. Zieht 
man nur die beiden letzteren Momente in Betracht, so wäre die Quan 
tität der übergehenden Flüssigkeit durch das Product aus deren Dampf- 
tension und Dampfdichte gegeben. Da bei organischen Körpern einer grös 
seren Dampfdichte meistentheüs eine kleinere Dampftension entspricht, so 
muss öfters ihre Scheidung vermittelst fractionirter Destillation dadurch 
offenbar erschwert werden. W an klyn, Berthelot). 
(Anm. d. Yerf. z. deutsch. Uebers.)
	        
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