Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

126 
Beziehungen zwischen der physikalischen und 
94c. Einstweilen ist noch wenig zur Erklärung des Zu 
sammenhanges zwischen bestimmten thermischen und chemischen 
Erscheinungen geschehen (Thomson, Grundzüge eines thermo 
chemischen Systems; Berthelot, Sur le röle de la chaleur 
dans la formation des substances organiques). Die Wichtigkeit 
derartiger Beobachtungen und der daraus abzuleitenden Kegeln, 
welche die eigentliche Natur des Chemismus aufzuklären ver 
sprechen, ist aber augenscheinlich. Ein besonderes Interesse muss 
dieser Gegenstand erlangen, wenn bei Bearbeitung desselben auch 
das Princip chemischer Struetur nicht ausser Acht gelassen wird. 
Dies ist bis jetzt leider nicht geschehen, und vielleicht sind eben 
desslialb einige thermische Erscheinungen unberücksichtigt oder 
unerklärt geblieben. ■— So wird z. B. gewöhnlich die Ver 
brennungswärme des Kohlenstoffs bei seinem Uebergange in 
Kohlenoxyd oder direct in Kohlensäure als Resultat einer ein 
fachen Vereinigung von einem Kohlenstoffatom mit Sauerstoff 
angenommen und in Rechnung gebracht. Dabei ist gefunden 
worden, dass die bei der Bildung von Kohlenoxyd entbundene 
Wärme bedeutend kleiner ist, als die Hälfte derjenigen Wärme 
quantität, welche bei der Verbrennung von Kohle zu Kohlen 
säure frei wird, oder, was dasselbe ist, die Reaction C + 0 = CO 
gibt weniger Wärme als die Reaction CO + 0 = CO-2. Der 
Umstand, dass hier wie in allen Reactionen Moleciile in Wech 
selwirkung treten, ist dabei unberücksichtigt geblieben; bedenkt 
man aber, dass ein Molecül eine Verbindung gleichartiger Atome 
vorstellt — dass vielleicht sogar ein Molecül Kohlenstoff, wie 
seine Beständigkeit es anzudeuten scheint, aus mehreren Kohlen 
stoffatomen besteht, so ist die Annahme gerechtfertigt, dass 
der Trennung dieser Kohlenstoffatome von einander, welche 
ihrer Vereinigung mit Sauerstoff vorausgehen muss, eine ther 
mische Erscheinung und wahrscheinlich eine Wärmeabsorption 
entspricht, während bei Verbrennung von Kohlenoxyd ein ein 
zelnes Kohlenstoffatom in Reaction tritt. Ebenso zeigt die 
Bildung von Wasser zwei (vielleicht sogar, wenn man das 
Gases in einer i lüssigkeit u. s. w. stattfindet, zuweilen die Contractionswärme 
bezeichnet werden. Man findet in der Tliat, dass die beim Auflösen wirk 
lich frei werdende Wärmemenge öfters diejenige bei Weitem nicht erreicht, 
welche der stattfindenden Contraction entsprechen sollte. Die Contractions 
wärme kann also hier die innere Arbeit der Stoffevermeliren (St. Claire- 
Deville). (Anm. d. Verf. z. deutsch. Uebers.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.