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Beziehungen zwischen der physikalischen und
94c. Einstweilen ist noch wenig zur Erklärung des Zu
sammenhanges zwischen bestimmten thermischen und chemischen
Erscheinungen geschehen (Thomson, Grundzüge eines thermo
chemischen Systems; Berthelot, Sur le röle de la chaleur
dans la formation des substances organiques). Die Wichtigkeit
derartiger Beobachtungen und der daraus abzuleitenden Kegeln,
welche die eigentliche Natur des Chemismus aufzuklären ver
sprechen, ist aber augenscheinlich. Ein besonderes Interesse muss
dieser Gegenstand erlangen, wenn bei Bearbeitung desselben auch
das Princip chemischer Struetur nicht ausser Acht gelassen wird.
Dies ist bis jetzt leider nicht geschehen, und vielleicht sind eben
desslialb einige thermische Erscheinungen unberücksichtigt oder
unerklärt geblieben. ■— So wird z. B. gewöhnlich die Ver
brennungswärme des Kohlenstoffs bei seinem Uebergange in
Kohlenoxyd oder direct in Kohlensäure als Resultat einer ein
fachen Vereinigung von einem Kohlenstoffatom mit Sauerstoff
angenommen und in Rechnung gebracht. Dabei ist gefunden
worden, dass die bei der Bildung von Kohlenoxyd entbundene
Wärme bedeutend kleiner ist, als die Hälfte derjenigen Wärme
quantität, welche bei der Verbrennung von Kohle zu Kohlen
säure frei wird, oder, was dasselbe ist, die Reaction C + 0 = CO
gibt weniger Wärme als die Reaction CO + 0 = CO-2. Der
Umstand, dass hier wie in allen Reactionen Moleciile in Wech
selwirkung treten, ist dabei unberücksichtigt geblieben; bedenkt
man aber, dass ein Molecül eine Verbindung gleichartiger Atome
vorstellt — dass vielleicht sogar ein Molecül Kohlenstoff, wie
seine Beständigkeit es anzudeuten scheint, aus mehreren Kohlen
stoffatomen besteht, so ist die Annahme gerechtfertigt, dass
der Trennung dieser Kohlenstoffatome von einander, welche
ihrer Vereinigung mit Sauerstoff vorausgehen muss, eine ther
mische Erscheinung und wahrscheinlich eine Wärmeabsorption
entspricht, während bei Verbrennung von Kohlenoxyd ein ein
zelnes Kohlenstoffatom in Reaction tritt. Ebenso zeigt die
Bildung von Wasser zwei (vielleicht sogar, wenn man das
Gases in einer i lüssigkeit u. s. w. stattfindet, zuweilen die Contractionswärme
bezeichnet werden. Man findet in der Tliat, dass die beim Auflösen wirk
lich frei werdende Wärmemenge öfters diejenige bei Weitem nicht erreicht,
welche der stattfindenden Contraction entsprechen sollte. Die Contractions
wärme kann also hier die innere Arbeit der Stoffevermeliren (St. Claire-
Deville). (Anm. d. Verf. z. deutsch. Uebers.)