Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

chemischen Eigenschaften der Körper. 
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durchzulassen; für andere ist wieder die Farbe der reflectirten 
Strahlen eine andere, als die der gebrochenen. In dem letz 
teren Falle ist gewöhnlich die Farbe der einen Strahlen com- 
plementär zu der der anderen. Diese Erscheinung, die ge 
wöhnlich mit einem auffallenden Glanze zusammenfällt, findet 
auch bei einigen organischen Verbindungen statt (bei Murexid, 
einigen Platinocyaniden u. a.). — Einige Körper erlangen unter 
dem Einfluss von Lichtstrahlen die Fähigkeit selbst zu leuchten. 
Das von solchen Körpern ausgestrahlte Licht ist gewöhnlich 
von geringerer Brechungsfähigkeit, als das, welches diese 
Erscheinung hervorrief. Diese Erscheinung kann auch von den 
am meisten brechbaren, dem Auge unsichtbaren Strahlen, die 
ausserhalb der violetten Strahlen des Spectrums liegen, hervor 
gerufen werden; auf diese Weise können unsichtbare Strahlen 
sichtbare hervorrufen. Schwindet das hervorgerufene Licht 
gleichzeitig mit dem Schwinden des hervorrufenden, so heisst 
diese Erscheinung Fluorescenz (sie äussert sich z. B. an eini 
gen Verbindungen des Urans und, unter den organischen Stoffen, 
an einigen Verbindungen des Chinins, am Aesculin u. a.), 
fährt der Körper aber auch dann noch einige Zeit zu leuchten 
fort, wenn das Licht schon aufgehört hat, auf ihn zu wirken, 
so wird sie Phosphorescenz genannt. 
Drehung der Polarisationsebene, ihr Verhältniss zur Hemiedrie. 
100. Die beinerkenswertheste aller optischen Eigenschaften, 
welche an einigen organischen Verbindungen auftritt, ist ihre Ein 
wirkung auf den polarisirten Lichtstrahl, — ihre Fähigkeit, die 
Polarisationsebene zu drehen.*) Es gibt auch feste minera 
*) Ein Lichtstrahl, der unter einem spitzen Winkel refiectirt, oder 
durch einen mit doppelter Strahlenbrechung begabten Krystall hindurchge 
gangen ist, erlangt besondere Eigenschaften, — er wird polarisirt. Bei der 
Reflexion erscheinen diese Eigenschaften dann am vollständigsten, wenn 
das Einfallen und Reflectirtwerden unter einem bestimmten Winkel (Polari- 
sationsrvvnkel) geschah, der für verschiedene Stoffe verschieden ist, und sich 
in einem bestimmten Verhältniss zum Brechungscoefficienten dieser Stoffe 
befindet, und namentlich wenn der reflectirte Strahl zu dem gebrochenen 
rechtwinklig ist. Für gewöhnliches Glas bildet der 'polarisirte Strahl mit 
der Vertikalen einen Winkel von 56°—57°. Die Ebene, in welcher sich 
der einfallende und der polarisirte Strahl befinden, heisst die Polarisations- 
ebene. Wenn ein, durch Reflection von einem Spiegel polarisirter Licht-
	        
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