Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

chemischen Eigenschaften der Körper. 
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ständen wird die Grösse der Drehung und ihre Richtung durch 
die Natur der Substanzen bedingt, doch sind keine bestimmten Be 
ziehungen zwischen ihnen und der chemischen Zusammensetzung 
bemerkt worden. Die optische Wirksamkeit! zeigt sich hauptsäch 
lich bei Körpern, die in lebenden Organismen entstehen; künst 
liche, auf synthetischem Wege dargestellte Substanzen von der 
selben Zusammensetzung und von fast gleichen chemischen Eigen 
schaften wirken gewöhnlich nicht auf den polarisirten Licht 
strahl, während aus optisch - wirksamen Körpern gewonnene 
Derivate häufig selbst diese Wirksamkeit äussern, obgleich ihre 
Grösse und Richtung eine andere sein kann. Die Temperatur, 
in einigen Fällen auch eine Beimengung gewisser optisch-un 
wirksamer Substanzen und andere Umstände können die Grösse 
der Drehung und ihre Richtung ändern, obgleich die Zusam 
mensetzung des drehenden Körpers unverändert bleibt. Das 
Polarisations-Apparat, auf welchen der polarisirte und durch den drehen 
den Körper hindurchgegangene Strahl fällt, um einen Winkel drehen, welcher 
der durch diesen Körper hervorgebrachten Ablenkung der Polarisationsebene 
gleich ist. Die Drehung muss natürlich rechts oder links geschehen, je 
nachdem der angewandte Körper die Polarisationsebene l’echts oder links 
drehte. So ist diese Erscheinung für einfache Strahlen; für den weissen, 
zusammengesetzten Strahl aber wird sie dadurch complicirter, dass der 
Drehungswinkel der Polarisationsebene bei einem und demselben Körper für 
verschiedene einfache (farbige) Strahlen verschieden ist und um so grösser, 
je grösser die Brechbarkeit des Strahles ist. — Daher tritt für den weissen 
Lichtstrahl eine vollkommene Absorption bei keiner Lage des vorderen 
polarisirenden Apparates (Analysator) ein, es entsteht nur eine Absorption 
gewisser Strahlen, und daher erscheint das Licht, welches nicht absorbirt 
wird, gefärbt. Diese Färbung ändert sich mit der Umdrehung des Analy 
sators , und die hier auftretenden Nüancen sind dieselben wie in den 
Newton’schen Ringen. Wenn zu Anfang des Versuchs beide polarisi 
renden Apparate — der Polarisator und der Analysator — so gestellt waren, 
dass ihre Polarisationsebenen parallel waren, so folgen für rechts drehende Sub 
stanzen die wechselnden Farben, beim Umdrehen des Analysators nach rechts, 
in derselben Reihenfolge auf einander wie in den Newton’schen Ringen, 
von der Peripherie zum Mittelpunct, während für links drehende Substanzen der 
Farbenwechsel, bei gleichem Umdrehen des Analysators, in entgegengesetzter 
Richtung erfolgt. Es muss noch bemerkt werden, dass für einen und den 
selben drehenden Körper, der durch denselben hervorgebrachte Ablenkungs 
winkel der Polarisationsebene der Dicke seiner Schicht, oder, was dasselbe 
ist, der Quantität des Körpers, dem der Strahl aut seinem W ege begegnet, 
proportional ist. In Lösungen wird die Drehung auch natürlich der Con 
centration proportional sein.
	        
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