chemischen Eigenschaften der Körper.
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von Wichtigkeit. Von einigen organischen Körpern, z. B. von der
Weinsteinsäure, giebt es Varietäten, die sich weder durch ihre Zu
sammensetzung noch durch ihr chemisches Verhalten von einan
der unterscheiden, die aber verschiedene optische Wirkungen
auf den polarisirten Strahl äussern. Ausser der gewöhnlichen,
rechten Weinsteinsäure kennt man noch eine linke, welche die
Polarisationsiläche links dreht, und die sogenannte optisch-un
wirksame Weinsteinsäure, die gar nicht auf den polarisirten
Lichtstrahl einwirkt. Die rechte Weinsteinsäure zeigt ein
starkes Bestreben sich mit der linken zu vereinigen, wodurch
Traubensäure oder Paraweinsteinsäure entsteht, die ebenfalls
nicht auf den polarisirten Lichtstrahl wirkt, die aber von der
sogenannten unwirksamen Säure verschieden ist, und die von
Neuem in rechte und linke Weinsteinsäure zerlegt werden
kann. Die Krystalle der linken Weinsteinsäure äussern be
ständig die linke Hemiedrie, während an den Krystallen der
unwirksamen Weinsteinsäure und der Traubensäure gar keine
hemiedrische Flächen auftreten. Aehnliche Erscheinungen
haben sich auch an einigen anderen Körpern herausgestellt.
Hier hat also die Ursache sowohl des verschiedenen Drehungs
vermögens als auch der demselben entsprechenden Hemiedrie
ihren Sitz in den Molecülen selbst: die Moleclile müssen hier
als nicht congruent angesehen werden, und von hier stammt
die Benennung moleculäre Dissymmetrie, welche Pasteur den
erwähnten Erscheinungen beilegt.
So tritt denn die moleculäre Dissymmetrie als Ursache
einer Isomerie der Stoffe auf, einer Isomerie , die sich
hauptsächlich durch die Art der Hemiedrie und durch das
verschiedene Verhalten zum polarisirten Strahl zu erkennen
gibt. Es muss übrigens bemerkt werden, dass mit den opti
schen Verschiedenheiten zuweilen noch einige Unterschiede in
dein Grade der Löslichkeit einiger Derivate, in der Quanität von
Krystallwasser u. s. w. verbunden sind; besonders bemerkens-
werth aber ist der Umstand, dass, wenn die Eigenschaften der
Verbindungen zweier dissymmetrischer Stoffe mit denen irgend
einer optisch unwirksamen Substanz fast gleich sind, die Ver
bindungen dieser dissymmetrischen Stoffe, sobald sie sich mit
optisch-wirksamen Körpern vereinigen, sehr verschieden sind:
die rechte und die linke Weinsteinsäure geben mit einigen
optisch-wirksamen organischen Basen Salze, die durch die