chemischen Eigenschaften der Körper.
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Chemische Wirkungen der Electricität.
Die Electrolyse — das Zersetzen chemischer Verbindungen
durch den electrischen Strom — ist für organische Körper von
geringerer Bedeutung als für mineralische; organische Körper
sind fast nie Leiter der Electricität, und die Wirkungen, die
der Strom in ihren wässrigen Lösungen hervorbringt, treten
gewöhnlich nur in Folge des chemischen Einflusses des Sauer
und Wasserstoffs auf, die bei Zersetzung des Wassers ent
stehen.*) Andererseits bietet das Gesetz, dass der electrische
Strom, wenn er der Reihe nach durch verschiedene Verbin
dungen geht und jede derselben zersetzt, überall die Bestand
teile in äquivalenten Quantitäten ausscheidet, viel Interessantes
in theoretischer Beziehung. Eine Thatsache wie z. B. die, dass
Eisen, welches in den Oxydsalzen eine anderthalbmal grössere
Valenz äussert als in den Oxydulsalzen, durch ein und den
selben Strom aus den letzteren in einer anderthalbmal grös
seren Quantität ausgeschieden wird, als aus den ersteren,
weist genugsam auf die Wichtigkeit der Beziehungen zwischen
den chemischen Wirkungen der Electricität und dem Begriff
von der Valenz hin, welcher heut zu Tage eine so wichtige
Rolle in der chemischen Theorie spielt. **)
*) Diese Wirkung ist übrigens insofern interessant, als sie in manchen
Fällen eine sehr 'reine Metamorphose der organischen Körper bedingen
kann; so wird z. B. bei der Electrolyse der Lösung eines Salzes einiger
coi
organischen Säuren die Gruppe jA 0 in Form von Kohlensäure und
Wasser ausgeschieden, während die mit ihr verbunden gewesene Kohlen
wasserstoffgruppe zu einem freien Wasserstoffmolecül wird.
(Anmerk. d. Verf. z. deutsch. Uebers.)
**) Bei Annahme einer kaum einem Zweifel unterliegenden und dem
Princip der Erhaltung der Kräfte gemässen Aequivalenz zwischen Electri
cität, Wärme, Chemismus und sichtbarer mechanischer Wirkung, kann die
chemische Wirkung des Stroms zur Messung der Arbeitsleistung gewisser
chemischer Vorgänge dienen. Nimmt man eine chemische Reaction, deren
Arbeitsleistung in Form von Wärme schon gemessen und bekannt ist, als
Quelle des electrischen Stromes an und lässt diesen Strom eine chemische
Wirkung ausüben, indem man zugleich die dabei frei werdende Wärme
menge beachtet, so kann, auf Grundlage der obengenannten Aequivalenz
der Kräfte, die zu dieser chemischen Wirkung nothwendige Arbeitsleistung
erkannt werden (Stille). (Anmerk. d. Verf. z. deutsch. Uebers.)
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Bntlerow.