166 I. Verbindungen des Kohlenstoffs mit univalenten Elementen. 
sammenhange mit der Structur des Kohlenwasserstoffs zu 
stehen (Truchot, Berthelot). 
Ungesättigte Kohlenwasserstoffe CnHän-2. 
110. Das niedrigste Glied der Reihe Cn H211-2, welches ein 
Atom Kohlenstoff enthält, kann offenbar nicht bestehen, während 
für das folgende Glied Acetylen C2H2 und die höheren Homologe, 
auf Grundlage der oben erörterten Begriffe, Fälle der Isomerie 
angenommen werden müssen, z. B. C2H2 
u. s. w. Auch schon für Aethylen scheint a priori die Existenz 
von Isomeren möglich, die sich von den beiden, deren Formeln 
oben (§ 108) angeführt sind, nur dadurch unterscheiden wür 
den, dass in ihnen die Kohlenstoffatome nicht durch zwei, son 
dern durch vier Affinitätseinheiten mit einander verbunden, und 
dass folglich keine freie Affinität mehr im Molecüle vorhanden 
wäre. Für Acetylen können noch mannigfaltigere Fälle einer 
solchen Isomerie angenommen werden. Ausser durch die oben 
angeführten Entstehungsweisen des Acetylen’s kann es , wie 
auch seine höheren Homologen — Allylen C3H4 (Sawitscb, 
Markownikoff), Crotonylen C4H0 (Caventou), Valerylen 
CsHs (Reboulj, Hexoylen CcHio (Caventou), Oenanthyliden 
C-H12 (Limprieht und Rubien), Capryliden CsH14 (Lim 
pricht und Rubien), Rutylen CioHis (Bauer), Benylen C15H28 
(Bauer), Cetylen CielGo (Chydenius) — durch Einwirkung 
einer weingeistigen Lösung von Aetzkali auf Bromverbindungen 
der entsprechenden Kohlenwasserstoffe Cn H2n, beim Erwärmen 
oder durch andere ähnliche Reagentien erhalten werden. Hier 
bei verlieren die Bromverbindungen alles Brom und einen Theil 
des Wasserstoffs; z. B. 
C 2 H4Br 2 —2HBr = C2H2. 
Allylen kann auf diese Weise sogar aus verschiedenen, 
unter einander isomeren Haloidderivaten erhalten werden; es 
entsteht z. B. nicht nur aus CsHoBn, welches durch Vereini 
gung von Propylen mit Brom erhalten worden, sondern auch 
aus der Ilaloidverbindung von derselben Zusammensetzung 
(§ 168), welche aus Aceton CsHßO bereitet worden (Friedei). 
— Noch ist es unbekannt, ob die auf diese Weise bereiteten Al- 
lvlene unter einander identisch oder nur isomer sind. Ausser 
dem kann Allylen auch noch durch Verlust des Haloids allein