Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

2. Haloidderivate der Kohlenwasserstoffe. 
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grade können die Haloidderivate der Kohlenwasserstoffe als 
Substitutionsproducte, in denen eine grössere oder geringere 
Anzahl Wasserstoffatome des Kohlenwasserstoffs durch eine 
gleiche Anzahl Halo'idatome substituirt ist, betrachtet werden. 
Diese Anschauungsweise äussert sich auch in der Nomenclatur 
der Haloidderivate durch die Adjectiva gechlort, gebromt u. 
s. w.; der Körper CH.sCl erscheint, bezüglich des Sumpfgases 
CIH, als einfach gechlortes Sumpfgas; CaHzBn , bezüglich des 
Aethylens, als zweifach gebromtes Aethylen; CioCls stellt acht 
fach gechlortes Naphtalin vor u. s. w. Bezüglich der Koh- 
lenwasserstoff-Molecttle oder -Radicale, welche weiter von dem 
Sättigungspunct entfernt sind, als die mit ihnen zu vergleichen 
den Haloidderivate, können diese als Haloidverbindungen jener 
betrachtet werden; z. B. CH3CI kann als eine Verbindung von 
CI mit (CH3)' angesehen und Chlormethyl genannt werden, 
C2H4 Bi'2 und C-iUiBri sind in demselben Sinne Dibromäthylen 
und JDibromacetylen, d. h. Verbindungen von C2H4 oder C2H2 
mit Br2 u. s. w. Die Annahme beider Anschauungsweisen 
führt zum gleichzeitigen Gebrauch beider Ausdrucksweisen; 
z. B. C2H3CI3 •, welches aus Chloräthylen C2H4CI2 durch Sub 
stitution eines Wasserstoffatoms durch Chlor entstanden ist, 
kann einfach gechlortes Chloräthylen genannt werden, während 
ein Derivat von derselben Zusammensetzung, welches durch 
Substitution zweier Wasserstoffatome im Chloräthyl C2H5CI er 
halten wird, als zweifach gechlortes Chloräthyl erscheint. Auf 
ähnliche Weise ist der Körper C10CI10 achtfach gechlortes TJi- 
chlornaphtalin u. s. w. Hieraus leuchtet ein, dass Körper von 
derselben Zusammensetzung je nach ihrer Entstehungsweise 
und durch Vergleichung derselben mit verschiedenen Körpern 
verschiedene Benennungen erhalten können. Endlich können 
die Haloidderivate, wenn sie mit Hydraten (Wasserreste enthal 
tenden Körpern) verglichen werden, als Haloidanhydride, Chlor 
anhydride, Bromanhydride, Jodanhydride erscheinen, d. h. als 
Körper, die durch Substitution von Wasserresten durch Chlor, 
Brom oder Jod entstanden sind. Auf diese Weise erscheint 
das Chlormethyl CHsCl als Chloranhydrid des Methylalkohols 
CH 1 
tt ! |0, das Bromäthylen CilHBi^ als Bromanhydrid des ent- 
sprechenden zweiatomigen Alkohols, des Aethylglycols
	        
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