192 1- Verbindungen des Kohlenstoffs mit univalenten Elementen.
Ob im Allgemeinen bei der Bildung von Haloidderivaten
dieses oder jenes bestimmte Wasserstoffatom des Molecüls zu
erst substituirt wird, hängt von der Natur der organischen
Substanz und von den Bedingungen, unter denen die substi-
tuirende Wirkung vor sich gegangen, ab. So wird z. B. bei
Einwirkung von Chlor auf Trimethylformen zuerst der mit dem
am wenigsten hydrogenisirten Kohlenstoffatom verbundene Was
serstoff substituirt (Butlerow).
CH(CH 3 j3 + Ch = CC1(CH 3 )3 + HCl
ln dem isomeren Dimethyl dagegen tritt das Chlor zuerst an
Stelle desjenigen Wasserstoffs, welcher mit dem am meisten
hydrogenisirten Kohlenstoffatom zusammenhängt (Schüyen):
CH3
CIE
CIE
CIE
+ Cl->
CH 3
CIE
CIE
CIE CI
+ HCl
Andererseits wird in einigen aromatischen Kohlenwasser
stoffen, je nach der Wirkungsweise, bald der Phenyl Wasserstoff,
bald der Wasserstoff des Radicals CnlEn +1 substituirt. So er
hält man z. B. bei Einwirkung von Chlor auf siedendes Toluol
ausschliesslich Chlorbenzyl Cu IE (CIE CI), während in der Kälte
oder unter Mitwirkung von Jod (und in diesem letzteren Falle
ungeachtet der Temperatur) das mit dem Chlorbenzyl isomere
Chlortoluol CoH-iCl(CH3) gebildet wird (Beilstein). Ein ähn
liches Verhalten zeigt sich auch bei der Bildung von weiteren
Substitutionsproducten
Chlorobenzol gechlortes Chlorbenzyl
CtHöCE = CöH 5 (CHCl2) oder = CüIECI(CIECI)
Dichlortoluol
oder = CelEChKCiE)
Das Chlorobenzol kann durch Einwirkung von Chlor auf
siedendes Chlorbenzyl erhalten werden; gechlortes Chlorbenzyl
entsteht entweder durch Einwirkung von Chlor auf siedendes
Chlortoluol oder beim Chloriren von Chlorbenzyl unter Mitwir
kung von Jod; unterwirft man endlich das Chlortoluol dieser
letzteren Behandlungsweise, so wird Dichlortoluol gebildet
(Beilstein, Geitner, Neuhof).