210 II. Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen.
gelassen: die erstere betrachtete sie als wasserhaltige Oxyde
der Koldenwasserstoffradicale RO -f- HO (wo 0 = 8), die zweite
leitete die Alkohole von dem Wassertypus ab, durch Substitu
tion des typischen Wasserstoffs durch ein Kohlenwasserstoff-
radical. Wasser, als gesättigte Verbindung, tritt in eigentliche
chemische Molecüle*) nicht anders, als indem es sich in einen
Wasserrest und das Wasserstoffatom spaltet, die dann in neue
Molecüle übertreten. Ein solches Betheiligen des Wassers an
doppelten Zersetzungen gestattet, die zwei dabei entstehenden
Körper mit Wasser zu vergleichen und den einen derselben,
namentlich denjenigen, zu welchem der Wasserstoff über
getreten ist, als Wasser, in welchem der Wasserrest sub-
stituirt ist, den andern als Wasser mit substituirtem Was
serstoff zu betrachten. — Dieselben zwei characteristischen
Substitutions-Reactionen kommen auch allen Alkoholen zu: sie
können doppelten Zersetzungen unterworfen werden , bei wel
chen entweder der Wasserstoff des Wasserrestes oder der
Wasserrest selbst substituirt wird, und ausserdem gehen diese
Reactionen im Allgemeinen unter denselben Bedingungen vor
sich, unter welchen sie beim Wasser stattfinden. Wasser schei
det bei Einwirkung von Natrium Wasserstoff aus und giebt
^ a | 0: Aetznatron; Alkohol jj| 0 (wo R ein einwerthiges
Kohlenwasserstoffradical darstellt) scheidet Wasserstoff aus und
es entsteht 0: Natriumalkoholat. Phosphoroxychlorid giebt
mit Wasser eine Reaction nach folgender Gleichung:
3 (h1 °) + P0CP = 3HC1 + h°} ° 3 ’
mit Alkohol tritt eine entsprechende Zersetzung ein:
3 (iil °) + P0Cl3 = 3PC1 + h?) ° 3 u - s - w -
128. Besonders cliaracteristisch für die Alkohole ist die
Neigung ihres Radicals, sich mit einem Säureradical vermittelst
des Sauerstoffs zu vereinigen. Treten ein Alkohol und eine
Säure zusammen, so wird auf Kosten der zwei Wasserreste,
*) Die Aufnahme von Krystallisationswasser kann nicht als Bildung
■wahrer chemischer Molecüle gelten. Verbindungen dieser Art entsprechen
nicht dem Volumgesetze.