232 II- Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen.
von Amylen mit Jodwasserstoffsäure bereiteten Körper C.-JTj 1J
(Amylenjodhydrat) erhalten wird (Wiirtz), Aus der Jodver
bindung' wird dieser Alkohol durch Einwirkung von feuchtem
Silberoxyd erhalten. Wie es scheint, ist dieser secundäre Al
kohol Methylpropylcarbinol (Kolbe) oder Metliylpseudopro-
pylcarbinol (Markownikoff). Beim Oxydiren von Amylenhy-
drat bildet sich weder Valeral noch Valeriansäure, sondern es
entsteht als Hauptproduct ein besonderes Keton C5H10O =
(Kolbe). Amylenhydrat besitzt einen von dem des
Amylalkohols verschiedenen Geruch und siedet bei einer ver-
hältnissmässig niedrigen Temperatur: circa 10S°. Bei den mei
sten Beactionen äussert es, ähnlich den secundären und tertiä
ren Pseudobutylalkoholen, eine Neigung, Amylen auszuschei
den; bei Einwirkung von Schwefelsäure jedoch giebt es, unter
Wasserverlust, hauptsächlich Polymere des Amylens: Di-
amylen, Triamylen. Den tertiären Pseudoamylalkohol (Aethyl-
dimethylearbinol) erhält man durch Einwirkung von Chlorpro-
pionyl auf Zinkmethyl. Er siedet bei circa 100° und ist seinen
äussern Eigenschaften nach dem Trimethylcarbinol sehr ähn
lich, bleibt aber noch bei etw^a —18° flüssig (Popoff).
Der normale (oder wenigstens primäre) ffext/l- oder Ca-
proylalkohol CfiHuO, der aus den Producten der Gährung ge
wonnen wird und durch Oxydation in Capronsäure übergeht,
siedet bei circa 150°. Derselbe Siedepunct kommt dem Alkohol
zu, welcher aus dem in der amerikanischen Naphta enthaltenen
Hexylwasserstoffe erhalten wird; die Oxydationsproducte des
letzteren sind jedoch unbekannt, und überhaupt fehlen noch
die zur Beurtlieilung seiner chemischen Structur nöthigen That-
sachen. Einer der secundären Pseudohexylalkohole wird aus
Jodpseudoliexyl CellmJ, welches durch Einwirkung von Jod
wasserstoffsäure auf Mannit (Erlenmeyer und Wanklyn,
vgl. § 119) bereitet ist,*) gerade ebenso erhalten wie Amylen
hydrat aus Amylenjodhydrat. Sein Siedepunct ist niedriger
als der des normalen Alkohols, und zwar bei circa 136°. Aelm-
licb vielen anderen Pseudoalkoholen äussert er das Bestreben,
*) Wie es scheint, entsteht dasselbe Product und auf dieselbe Weise
aus dem mit dem Mannit isomeren Dulcit (Melampyrit) (s. § 153).