Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

252 n. Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen. 
dreiatomigen Alkohol Glycerin, der von Syrupsconsistenz ist 
und einen rein süssen Geschmack besitzt. Die niederen Gly- 
cole mengen sich leicht mit Wasser und Weingeist, sind 
schwerer als Wasser und besitzen einen ziemlich hohen, nahe 
bei 200° gelegenen Siedepunct. Glycole von etwas höherem 
Moleculargewicht sind zwar ebenfalls noch flüssig, lösen sich 
aber in Wasser entweder gar nicht oder nur schwer. Der 
Siedepunct der jetzt bekannten Glycole bietet eine interessante 
Eigenthümlichkeit dar: für die niederen Glieder wenigstens 
steigt er nicht nur nicht, sondern sinkt noch ein wenig mit 
Zunahme des Moleculargewichts: Aethylglycol siedet bei 197,5°, 
Propylglycol bei circa 188°, Butylglycol bei circa 183°, Amyl 
glycol bei 177°. Der Siedepunct der höheren Glycole (He- 
xyl-, Octylglyeol) liegt jedoch, soviel bekannt, über 200°. 
Aethyl- und Propylglycol scheinen der Structur nach nicht ganz 
analog zu sein, und man kann auch nicht behaupten, dass 
die drei letztgenannten Glycole auch wirklich unter sich analog 
seien. Wenn man darnach urtheilt, dass Propyl-und Butylglyco! 
einer ersten Stufe der Oxydation — Substitution von zwei 
Atomen Wasserstoff durch ein Atom Sauerstoff — unterliegen, 
(Butylglycol giebt Butylactinsäure) *) während Amylglycol, bei 
der Oxydation ein Atom Kohlenstoff und Wasserstoff verlierend, 
eine Säure von derselben Zusammensetzung wie Butylglycol 
liefert, so lässt sich eher voraussetzen, dass Amylglycol dem Pro 
pyl- und Butylglycol nicht analog sei. Dass keine vollständige 
Analogie zwischen den bis jetzt bekannten Glycolen stattfindet, 
darauf weist auch ihr Verhalten gegen Jodwasserstoffsäure hin: 
Aethylglycol kann mit ihr Jodäthylen C2H4J2 geben, und ähn 
lich verhält sich Diallyldihydrat, welches mit Jodwasserstoff die 
Verbindung Hi2J> bildet, während Propylglycol, Butylglycol 
und das dem Diallyldihydrat isomere Hexylglycol bei Einwir 
kung von Jodwasserstoff in einfachjodirte gesättigte Derivate 
*) Diese Säure ist höchst wahrscheinlich identisch mit der Di- 
aus Amylalkohol bereiteten Butylen dargestellt worden ist und diesem Bu- 
methoxalsäure 
, weil das jetzt bekannte Butylglycol aus dem 
tylen die Structur zukommt (vgl. § 132 Anmerk.). 
(Anmerk. d. Verf. z. deutsch. Uebers.)
	        
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