2. Mereaptane oder Sulfhydrate der Kohlenwasserstoifradicale. 277
Stoffs im Reste (HS/ durch Kohlenwasserstoff- oder Oxykolilen-
wasserstoffradicale, und des ganzen Restes (HS/ durch Ilaloide.
Hierauf sind jedoch die Mereaptane noch nicht erforscht. — Der
in den Mercaptanen enthaltene Schwefel verleiht diesen auch
seine andere characteristische Eigenthümlichkeit. Sich in den
meisten Fällen als bivalentes Element verhaltend, äussert dieses
Element in einigen Verbindungen eine höhere Valenz: in dem
Schwefligsäureanhydrid erscheint der Schwefel tetra-, und in
dem Schwefelsäureanhydrid hexavalent. — Diese höhere Valenz
behält er auch in den Mercaptanen bei; diese letzteren besitzen
namentlich die Fähigkeit, bei Einwirkung oxydirender Reagen-
tien Sauerstoff zu binden, wobei sich auf jedes Atom Schwefel
drei Atome Sauerstoff hinzuaddiren, und saure Körper entstehen,
die zu den sogenannten Sulfoderivaten gehören (s. § 78).
Alle gesättigten Mereaptane überhaupt werden leicht durch
doppelte Zersetzungen erhalten, wenn Haloidderivate auf Ka-
K1
liumsulfhydrat S ein wirken. Hierbei tritt an die Stelle
eines jeden Haloidatoms der Rest (HS)', da jedoch das ent
standene Mercaptan gewöhnlich weiter auf das Metallsulfhydrat
wirkt, sein metallisches Derivat bildend, so muss Kaliumsulf-
hydrat im Ueberschuss angewandt werden. Bezeichnet man
durch R eine Gruppe von beliebiger Zusammensetzung, die mit
einem Haloi'd, z. B. mit Chlor vereinigt ist, so kann die Re-
action durch folgende Gleichung ausgedrückt werden:
RC1 + 2^} S ) = !) S + KCl + H 2 S *)
*) Wendet man statt Sulfhydrat eine solche Menge Schwefelkalium K2S
an, dass auf jedes Atom des im Molectil des Halo'idderivats enthaltenen
Haloids nicht weniger als ein Molecül davon kommt, so wird man vielleicht
die Reaction erhalten können:
RC1 + K*S = S + KCl.
Bei Ueberschuss des Halo'idderivats bildet sich Thioanhydrid (Thio
äther) :
2RC1 + K2S = B S + 2KG1,
und hieraus kann man schliessen, dass durch Einwirkung eines Halo'idderi-
vats auf das Metallderivat eines Mercaptans ebensogut Thioäther erhalten
werden können, wie die Aether der Alkohole durch doppelte Zersetzung
der Metallderivate mit den Halo'idderivaten derselben.