288 H- Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen.
den meisten Fällen die Bildung wahrer Nitroderivate, solcher,
wo die Gruppe NO2 unmittelbar durch ihre Stickstoffaffinität
mit dem Kohlenstoff des Radicals verbunden ist. Nur aus den
Phenolen, die leicht gechlort und gebromt werden können,
können auch leicht wahre Nitroderivate erhalten werden. Die
sogenannten Nitrokörper, welche durch Einwirkung von concen-
trirter Salpetersäure in der Kälte aus einigen gesättigten Alko
holen erhalten worden sind, stellen im Allgemeinen zusammen
gesetzte salpetersaure Aether dieser Alkohole vor, d. h. Körper,
in denen die Gruppe NO2 nicht den Wasserstoff des Radicals
(den unmittelbar mit Kohlenstoff vereinigten Wasserstoff), son
dern den Wasserstoff des Wasserrestes substituirt, oder, was
dasselbe ist, in denen diese Gruppe mit dem Kohlenstoff des Al-
koholradicals indirect, vermittelst Sauerstoffatome, vereinigt ist.
Solche salpetersaure Derivate (zusammengesetzte Aether
der Salpetersäure), sowie auch die salpetrigsauren Derivate
(s. $ 124), sind im Allgemeinen ziemlich scharf durch ihr Ver
halten zu nascirendem Wasserstoff characterisirt. Während in
den wahren Nitroderivaten die Gruppe NO2 durch dieses Agens
zuletzt in die Gruppe NH2, deren Stickstoff nach wie vor mit
Kohlenstoff vereinigt bleibt, verwandelt wird, wird die Gruppe
(NO2/ in den salpetersauren Derivaten (so wie die Gruppe (N0/
in den salpetrigsauren Derivaten) durch Wasserstoff substituirt.
Somit wird der Wasserrest, dessen Wasserstoff durch diese
Gruppe substituirt war, wiederhergestellt, und es entsteht von
Neuem der Alkohol, aus welchem das Salpetersäurederivat
entstand (vgl. § 126).
Zu diesen letzteren, d. li. zu den zusammengesetzten
Aethern (zur Gruppe der Anhydride) müssen die Derivate ge
sättigter Alkohole von verschiedener Atomigkeit, z. B. die unter
den Namen Nitroglycerin, Nitromannit u. a. bekannten ge
rechnet werden.
Was die Nitroderivate der Phenole anbelangt, so kann die
Anzahl der substituirten Wasserstoffatome ziemlich verschieden
sein, sie variirt gewöhnlich zwischen eins und drei. — Beim
Nitriren von Phenylphenol erscheinen als erste Producte zwei
isomere Körper (vgl. $ 140), Nitrophenol und Isonitrophenol
(Fritzsche),*) ferner ist Diiiitrophenol bekannt; mehr jedoch
*) Die Isomerie der Mononitrobenzylalkoliole C 7 Hc,(NO;>)l 0 , welche