4. Säuren oder Hydrate der Oxykolxlenwasserstoffradicale. 291
Sauerstoffatome die Zahl der Wasserreste übersteigt, oder
solche, wo der Wasserrest, ungeachtet des Vorhandenseins von
Sauerstoff im Radical, einen alkoholischen Character besitzt,
weil er nicht direct mit dem oxydirten Kohlenstoffatom ver
einigt ist. Körper von solcher chemischer Structur, in denen
nicht aller Sauerstoff' den chemischen Character der Wasser
reste nahe beeinflusst, oder gar keine Wirkung auf sie ansübt,
nähern sich den Anhydriden — Körpern, die zwar Sauerstoff',
aber keine Wasserreste enthalten — und müssen zu der
Gruppe der Anhi/dridohj/drale gerechnet werden.
So müssen denn zur Gruppe der Hydrate der Oxykohlen-
wasserstoffradicale oder zu den Säuren nur Körper gerechnet
werden, in denen die Zahl der oxydirten Kohlenstoffätome im
Radical die Zahl der Wasserreste nicht übersteigt, sondern ihr
gleicht oder kleiner als sie ist, und in denen mit oxydirtem
Kohlenstoff' vereinigte Wasserreste enthalten sind.
163. Um überhaupt die Anzahl der in einer Säure enthal
tenen Wasserreste zu bezeichnen, gebraucht man denselben
Ausdruck, wie für die Alkohole: Atomigkeit, während die
Anzahl der mit Säurecharacter begabten Wasserreste die Ba-
sicitüt einer Säure genannt wird; da aber die Gesammtzahl
der Wasserreste die Zahl der Säurewasserreste übersteigen
kann, so muss mau die Säuren sowohl nach ihrer Atomigkeit,
als nach ihrer Basicität unterscheiden. Beide Ausdrücke sind für
Säuren mit einem Wasserrest (Monohydrate) offenbar gleichbe
deutend: sie sind stets einatomig und einbasisch, während zwei
atomige Säuren einbasisch oder zweibasisch, dreiatomige ein-,
zwei- und dreibasisch u. s. w. sein können.
Was über die Alkohole s. $ 127) bezüglich der Analogie
ihrer Reactionen mit den Reactionen des Wassers gesagt wor
den, bezieht sich auch auf die Säuren, sowie überhaupt auf
alle Hydrate. In der. Säuren verleiht aber der mit Kohlenstoff
verbundene Sauerstoff dem Wasserstoff der Wasserreste, sowie
auch den Haloidatomen, wenn alle diese direct mit oxydirtem
Kohlenstoff vereinigt sind (in den Haloidanhydriden der Säu
ren), eine besondere Substitutionsfähigkeit. Diese Fähigkeit
giebt sich bei den Säuren in der Bildung von Salzen und zu
sammengesetzten Aethern, in der Substitution des Hydrat
wasserstoffes durch Metalle und Alkoholradicale zu erkennen,
und bei den Haloidanhydriden der Säuren (s. Haloidderivate