320 II. Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen.
nach ihren Umwandlungen als Analoge der einatomigen gesät
tigten Säuren; sich durch grosse Beständigkeit auszeichnend,
äussern sie namentlich eine bedeutende Neigung zu Substitu
tionen. Abgesehen von der Hypothese, dass den aromatischen
Körpern eine besondere Gruppirung der Kohlenstoffatome zu
kommt, und dass der einfachste mögliche Fall solcher Grup
pirung sechs Atome Kohlenstoff bedarf (vgl. § 115a), müsste
man annehmen, dass das einfachste theoretisch-mögliche Glied
dieser Reihe Cs (vgl. § 74) im Molecül enthalten soll. Ein
solches ist unbekannt, und als einfachstes Glied erscheint hier
die Säure CeHiOa. Auch diese kann nicht als wirkliches
Analogon der höheren echt-aromatischen Säuren dieser Reihe
betrachtet werden. In diesen letzteren ist die Phenyl-(Benzol-)
Gruppirung der sechs Kohlenstoffatome enthalten, und es ist an
zunehmen. dass keines von den dieser Gruppirung angehörenden
Kohlenstoffatomen mit drei Affinitätseinheiten die Atome anderer
Elemente binden kann. Eine derartige Bindung muss jedoch
|C~ H*
in der Säure CuH-iO» = » wie in dem ihr entsprechen
den primären Alkohol {qjp’jjq, und dem Kohlenwasserstoff
iciu = angenommen werden. Dieser Kohlenwasserstoff
war aber kein Benzol, denn im Benzol, aus dem kein primärer
Alkohol und keine zum doppelten Austausch geneigte Haloid-
derivate erhalten werden können, ist die Gruppe CH:$ gewiss
nicht enthalten. Die Formel C6H4O2 wird der durch Oxydation
von Leim erhaltenen Collinsäure (Frohde), der Säure, welche
unter anderen Producten durch Einwirkung von Salpetersäure
auf Steinkohlentheeröl entstehen soll (Warren de la Rue
und Hugo Müller), und der Benzensäure (Carius) zuge
schrieben. Nach Carius scheint die letztere Säure mit den
zwei ersteren identisch zu sein. Es sei indessen bemerkt, dass
die Angaben über alle diese Säuren noch weiterer Bestätigung
bedürfen. Die Benzensäure soll sich bilden, wenn das unvoll
kommene Chloranhydrid, welches durch Addition von Unter
chlorigsäure zum Benzol entsteht, der Einwirkung eines Alkali
unterworfen wird:
CüIIeCLj 03 + 3 /M| = C3Hl0 , + 3MC1 + 4H ,0.