Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

368 II. Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen. 
(193) vollkommen parallele Modificationen bekannt. Sie unter 
scheiden sich von einander hauptsächlich durch ihr Verhalten 
zum polarisirten Lichtstrahl (s. § 101), und bieten vielleicht 
einen Fall physikalischer Isomerie (s. $ 47). Camphersäure, 
die aus gewöhnlichem (Lorbeer-), die Polarisationsebene rechts 
drehendem Campher bereitet ist, dreht sie ebenfalls rechts, und 
wird als rechte unterschieden; linke Camphersäure wird aus 
in Kamillen sich findendem, links drehenden Campher erhalten. 
Ein Gemenge dieser beiden Säuren nach gleicher Anzahl von 
Molecülen giebt Paracamphersäure, die nicht auf den polari 
sirten Lichtstrahl einwirkt, und beim Zersetzen eines Aethers 
der Paracamphersäure durch Aetzkali erhält man eine Varietät, 
die zwar ebenfalls optisch-unwirksam, aber dennoch von der 
Paracamphersäure verschieden ist. 
Noch weiter vom Sättigungspuncte entfernte zweiatomige zweibasische 
Säuren. 
188. Von den noch weiter vom Sättigungspuncte entfernten 
zweiatomigen zweibasischen Säuren sind einige Säuren der 
Reihen CnfLn-sCL und Cntbn-ioCL bekannt. Diese letzteren 
sind die aromatischen, und die ersteren erhielt man aus den 
Säuren Cntbn-ioO-i durch Addition von Wasserstoff. Von den 
Säuren Cnlhm-sCb kennt man einstweilen nur zwei unterein 
ander isomere Varietäten des Gliedes CsHsOi: Hydrophtal 
säure und Hydroterephtalsüvrc. Beide Säuren stellen starre 
krystallinische Körper dar. Sie entstehen durch Einwirkung 
von Natriumamalgam auf die Säuren CsHoOi, die erstere aus 
Phtalsäure (Graebe und Born) und die zweite aus Terephtal- 
säure (Mobs). Der additionelle Wasserstoff H2 scheint in diesen 
Säuren ziemlich lose gebunden zu sein; wenigstens wird der 
selbe bei allen Verwandlungen von Hydrophtalsäure sehr leicht 
abgeschieden unter Bildung von Benzoesäure-Abkömmlingen, 
die auch aus Phtalsäure entstehen können. Beim Erhitzen mit 
Natronkalk zerfällt z.B. die Hydrophtalsäure nach der Gleichung: 
CsHsOr = C 6 H 6 + 2CO2 4- H-2. 
Von den Säuren der Reihe CnHm-ioO-i ist das Glied 
CsIIuOi am besten erforscht. Es sind drei isomere Varietäten 
desselben bekannt: Phtal- (Alizarbi-)säure, Ter cp h tat säure u n d 
Isophtulsäure. Die beiden ersteren werden durch anhaltendes
	        
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