Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

410 II- Verbindungen des Kohlenstoffs mit bivalenten Elementen. 
Gewinnung neuer Derivate (vgl. § 179 u. f.). — Die Richtung 
der Reaction kann für eine und dieselbe Halo'idsäure durch die 
Natur der Substanz, unter deren Einfluss sie vor sich geht, be 
dingt werden. So z. B. giebt die Dibrorabernsteinsäure beim 
Erwärmen mit Natron Monobromäpfelsäure, beim Erwärmen mit 
Baryt Mojiobrojnmal'einsäure, und beim Erwärmen mit Kalk oder 
Silberoxyd eine Varietät der Weinsteinsäure (Kekule): 
CJRBriCb + H2O = CbHöBrOö + HBr 
C4H 4 Br.04 — HBr = C4H3B1O4 
C 4 H 4 Br>04 + 2H2O = C 4 H (i OG + 2HBr . 
Nach Analogien zu urtheilen, lässt sich unter gewissen 
Bedingungen für die Brombernsteinsäure noch folgende Um 
wandlung erwarten: 
C4H4Br-iCb — 2HBr = C4H2O4 . 
Haloidderivate von bedeutendem Haloidgehalt äussern auch 
zuweilen eine Neigung zum gänzlichen Zerfallen; einen solchen 
Fall bietet z. B. die Zersetzung von Dichloressigsäure, bei Ein 
wirkung von Silberoxyd, in Kohlensäure, Kohlenoxyd und 
Wasser, wobei ein Theil des Silbers reducirt wird und ein an 
derer sich mit Chlor vereinigt; oder auch das Zerfallen der 
Citradibrompyroweinsteinsäure, beim Kochen mit Alkalien, in 
Monobromcrotonsäure, Kohlensäure und Bromwasserstoff: 
C5H 6 Br20 4 = C4H5B1O2 -f- CO2 + HBr . 
Verschiedene isomere Varietäten der Haloidsäuren unter 
scheiden sich gewöhnlich nicht nur durch ihre physikalischen 
Eigenschaften, sondern auch durch ihr chemisches Verhalten : 
entweder durch verschiedenen Beständigkeitsgrad, wie z. B. 
die Monojodpropionsäuren, oder durch die Fähigkeit, sich haupt 
sächlich nach dieser oder jener Richtung hin zu zersetzen. 
Endlich bleibt noch zu erwähnen übrig, dass für einige 
Säuren von einfacherer Zusammensetzung, wie z. B. für die 
Ameisensäure, zuweilen aber auch für ziemlich complicirte 
Säuren (z. B. Schleimsänre) Haloidderivate, wie es scheint, 
nicht existiren können, oder wenigstens nicht direct erhalten 
werden; solche Säuren werden bei Einwirkung von Haloiden 
zerstört.
	        
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