11. Anhydridohydrate oder unvollständige Anhydride.
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Saliern (s. § 146), Arbutin (s. $ 147), Ath amantin und Peuce-
danin (8. $ 147), Maclurin und Quereitrin (s. $ 149), Erythrin
(s. § 150), Tannin (8. § 193), Amygdalin is. § 217) u. s. w. —
erhalten, besitzen fast stets die Fähigkeit, unter gewissen Be
dingungen (bei Mitwirkung von Säuren, Alkalien u. a.) mit
Wasser in doppelte Zersetzung zu treten (Elemente des Was
sers aufzunehmen) und in zwei oder mehrere einfachere Stoffe
zu zerfallen, wodurch sie ihre Anhydridnatur und die Getheilt-
lieit (die durch Sauerstoff vermittelte Bindung der Kohlenstoff-
gruppen) ihres Moleciils beurkunden. Ihre Zersetzungsproducte
besitzen gewöhnlich stärker ausgesprochene chemische Eigen
schaften, sie sind entweder Säuren oder Alkohole, zuweilen
können jedoch diese ihrerseits nochmals unter Mitwirkung von
Wasserelementen zerfallen und erscheinen somit wiederum als
getheilte, nicht einheitliche Anhydridohydratmoleciile. Beson
ders häutig tritt unter den Zersetzungsproducten solcher na
türlicher zusammengesetzter Anhydridohydrate, der sogenannten
Glucoside, Glucose (s. $ 152) auf. Wie es scheint, begegnet
man auch in thierischen Organismen Anhydridohydraten: hier
her gehören z. B. wahrscheinlich die stickstofffreien Säuren
(Cholsäure, Hyocholsäure u. a.), die beim Zerfallen der in der
Galle höherer Thiere enthaltenen Stickstoff“haltigen Säuren u. a.
entstehen.
Wenn verschiedene im Molecul von Anhydridohydraten
mittelbar mit einander verbundene kohlenstoffhaltige Gruppen be
stimmten regelmässigen Verwandlungen zu unterliegen fähig
sind, so können sie auch häufig, ohne aus dem Molecül von
Anhydridobydrat zu treten, dieselbe Umwandlung erfahren.
Auf diese Weise erscheint es dann möglich, aus einem be
stimmten zusammengesetzten Anhydridobydrat eine ganze Reihe
von Derivaten zu gewinnen, die durch reine Reactionen ent
standen sind. Solche Derivate, indem sie die Fähigkeit bei
behalten, sich gleich dem ursprünglichen Anhydridohydrate
spalten zu lassen, liefern bei ihrer Spaltung einen Körper, der
mit dem bei der Spaltung des ursprünglichen Anhydrido-
hydrats entstehenden identisch ist, und einen andera, der das
Product einer bestimmten in dem Anhydridohydratmolecül vor
seinem Zerfallen stattgefundenen Verwandlung vorstellt.
Zuweilen zerfällt das Molecül eines natürlichen Körpers
unter dem Einfluss gewisser Reagentien nicht; andere Reagen-