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III. Verbindungen des Kohlenstoffs mit
kannte sich stützend, ist es nicht schwer, auf die StructurfälLe
zu schliessen, die unter dem complicirenden Einflüsse des poly
valenten Stickstoffatoms möglich erscheinen, wenn diesem Atom
im Molecül einer Kohlenstoffverbindung dieselbe Rolle zukommt,,
wie in dem Ammoniak und seinen Derivaten. Wenn die Biva-
lenz des Sauerstoffatoms das Bestehen einer überaus grossen
Menge von Moleciilen, deren Existenzmöglichkeit durch diese
Bivalenz bedingt ist, veranlassen kann, so ist es einleuchtend,
dass eine entsprechende Wirkung des mit einer grösseren Va
lenz begabten Stickstoffs die Bildung noch zahlreicherer und
mannichfaltigerer, nicht einheitlicher Molectile hervorrufen muss.
In der That, während aus einem Sauerstoffatom 0", einem
einatomigen Radical R' und Wasserstoff ein Hydrat und ein
Anhydrid
S}0-£}0
gebildet werden können, hat man für Stickstoff, der mit drei
Affinitätseinheiten wirksam ist, folgende drei Fälle:
N ’ E h} N und •
Jeder dieser Fälle kann entweder als Substitution von
Wasserstoff im Ammoniak durch das Radical R' oder als Sub
stitution von Wasserstoff desjenigen Molecüls, dessen Rest R
ist, durch Ammoniakreste betrachtet werden. Ist z. B. R = CH3„
so erscheint das erste der drei Molectile als Substitutionspro-
duct von Wasserstoff in CH4 oder des Wasserrests im Methyl
alkohol u. s. w. durch den einatomigen Ammoniakrest (NH2A
im zweiten scheinen 2 H in 2 CH4 durch den zweiatomigen
Rest (NH/', im dritten 3 H in 3 CH4 durch N'" substituirt zu
sein u. s. w.
Da der Stickstoff auch mit fünf Affinitätseinheiten thätig
sein kann, besonders wenn eine Affinitätseinheit durch ein
Haloid (wie in NHiCl und seinen Analogen) oder durch, mit
einem Säureradieal verbundenen Sauerstoff (wie in den Sauer
stoffammoniumsalzen) gesättigt ist, so sind gewöhnlich für jedes
Ammoniakderivat noch andere Fälle möglich:
NC1, y'} NC1, NC1 , R4NCI u. s. w.
Ein jedes dieser Derivate kann entweder als Substitutions-
product von H in H4NCI, oder als Substitutionsproduct von