Full text: Lehrbuch der organischen Chemie zur Einführung in das specielle Studium derselben

2. Hydrataraine. 
553 
keine, deren chemische Structur vollkommen bekannt wäre. 
Die Ursache hiervon liegt einerseits in der bedeutenden Com- 
plication der Molectile der meisten pflanzlichen Alkalien, andrer 
seits, und zwar hauptsächlich, in der ungenügenden Kenntniss 
solcher Reagentien undReactionen, diees ermöglichen, den Stick 
stoff zu eliminiren und, ihn durch univalente Atome substituirend, 
alle kohlenstoffhaltige Gruppen auszuscheiden, die durch Stick 
stoff gebunden waren, ohne auch nur eine derselben zu zer 
stören, auch selbst dann nicht, wenn diese Gruppen aus an 
dern , mittelbar durch Sauerstoff vereinigten Radicalen be 
ständen. 
In den Alkaloiden, sowie in den künstlichen Aminen, ent 
spricht die Säurigkeit, grösstentheils, jedoch nicht immer, dem 
Stickstoffgehalt im Molecül. Einige von ihnen (Coniin, das 
Alkaloid des Schierlings; Nicotin, das Alkaloid des Tabaks u. a.) 
enthalten keinen Sauerstoff, und solche sauerstofffreie Alkaloide 
sind gewöhnlich flüchtig; die bedeutende Mehrzahl der Alka 
loide jedoch (die Alkaloide des Opiums: Morphin, Codein, Pa 
paverin u. a., die Alkaloide der Strychnosarten: Strychnin, 
Briicin u. a., die Alkaloide der China: Chinin, Cinchonin u. s. w.) 
sind sauerstoffhaltig, und zeichnen sich , ähnlich den Hydrat 
aminen, durch Nichtflüchtigkeit aus. Es liegt jedoch kein Grund 
vor, zu glauben, der Sauerstoff sei in den Alkaloiden stets in 
Gestalt von Wasserresten enthalten. Abgesehen davon, dass 
einige dieser Körper Oxyde oder Hydrate substituirter Ammo 
niumverbindungen sein können, so ist das Vorkommen von 
Sauerstoff in Körpern des Ammoniaktypus auch in den sub- 
stituirenden Radicalen selbst denkbar, in denen er als Bestand- 
theil des einheitlichen Radicals oder als bindendes Element 
verschiedener Theile eines nicht einheitlichen Radicals auf- 
treten kann. In der That, obgleich Ammoniakderivate mit 
sauerstoffhaltigen Radicalen (Amide, s. oben) im Allgemeinen 
keine ausgesprochenen alkalischen Eigenschaften äussern, so 
giebt es doch Ausnahmen, besonders da, wo ausser Oxykohlen- 
wasserstofifradicalen auch noch Kohlenwasserstoffradicale vor 
handen sind, w 7 o also die Körper die Mitte zwischen eigent 
lichen Aminen und eigentlichen Amiden einnehmen. — Da man 
sich beim Zuzählen von Substanzen zu den Alkaloiden ge 
wöhnlich durch ihre Fähigkeit, Säuren zu sättigen und Salze zu 
bilden, leiten liess und auch jetzt noch leiten lässt, so ist ein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.