556 HI. Verbindung, d. Kohlenstoffs mit tri- (u. penta-) valentem Stickstoff.
Einen ganz besonderen Bildungsfall eines eigentümlichen
Amids, in Folge einer Umsetzung des Moleeiils, bietet die Ent
stehung von Carbamid (Harnstoff, urea) aus seinem Isomer,
dem cyansauren Ammonium:
cyansaures
Ammonium Harnstoff
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Durch eine doppelte Zersetzung’, bei der das Ammoniak
salz der Cyansäure entstehen muss (z. B. bei Wechselwirkung
zwischen cyansaurem Kalium und schwefelsaurem Ammonium),
bildet sich dieses Salz auch wirklich, doch lässt sich sein Vor
handensein in der Lösung nur in der ersten Zeit nach Bereitung
desselben nachweisen. Die Fähigkeit der Lösung, bei doppelten
Zersetzungen andere cyansaure Salze zu geben und beim Zu
giessen starker Säuren den Geruch der Cyansäure zu ent
wickeln, geht alsbald verloren, und beim Eindampfen wird
Harnstoff erhalten (vgl. § 3), welcher mit dem durch Einwir
kung von Phosgen oder kohlensaurem Aether auf Ammoniak
entstehenden (Natanson) und im Urin sich vorfindenden iden
tisch ist.
Die meisten Amide, gesättigte und ungesättigte, ein- und
vielatamige, sind starre, krystallinische, in Wasser gewöhnlich
mehr oder, weniger lösliche Substanzen. Eine Ausnahme bil
det das Formamid, welches flüssig ist und bei etwas über
190° siedet, hierbei aber einer theilweisen Zersetzung unterliegt
(A. W. Hof mann, Lorin). Ueberdestillirt können auch
einige starre Amide von geringem Moleeulargewicht werden;
z. B. Acetamid schmilzt bei 78°, siedet bei 220°, Benzamid
schmilzt bei 115° und verdampft, ohne sich zu zersetzen, bei
hoher Temperatur, Oxamid kann theilweise verflüchtigt wer
den u. s. w.
Einige Amide äussern einen schwach-alkalischen Charac
ter und können sich, ähnlich den Aminen, mit Säuren z. B.
mit HCl vereinigen, indem sie Körper vom Typus der Am
moniumsalze bilden. Die Quantität der sich zum Amid hin-
zuaddirenden Säure entspricht nicht immer der Quantität von
Ammoniakstickstoft“. Harnstoff z. B., der mit starken Säuren
(Chlorwasserstoff-, Salpeter-, Oxalsäure) bestimmte Salzver
bindungen geben kann, erfordert zur Sättigung nur ein Molecül